Der Öl- und Gasboykott wäre teuer, aber möglich
n-tv
Täglich fließen Hunderte Millionen Euro und Dollar nach Russland und konterkarieren die westlichen Sanktionen. Die Forderungen nach einem Öl- und Gasboykott werden lauter. Bundeskanzler Scholz behauptet, wir könnten auf Russlands Rohstoffe nicht verzichten. Doch das ist nur eine Frage des Preises.
Die Rohstoffmärkte geben bereits einen Vorgeschmack, was Europa droht: Nachdem am Wochenende sowohl in den USA als auch in Europa die Debatte um einen Boykott von russischem Öl und Gas an Fahrt aufgenommen hatte, schossen die Ölpreise zeitweise auf das höchste Niveau seit dem Krisenjahr 2008. Preise für Gaslieferungen für die kommenden Monate - zuvor schon auf Rekordniveau – schossen noch einmal um bis zu 60 Prozent in die Höhe und liegen jetzt etwa 20 Mal so hoch wie vor einem Jahr.
Die Nachrichtenagentur Reuters spricht von "Panikkäufen". Marktteilnehmer befürchten, dass die wichtigsten Energieträger knapp werden könnten, wenn die USA, die EU-Staaten und weitere Länder ihre Sanktionen gegen Russland auf den Energiesektor ausweiten würden. Die Energieexporte bilden bislang ein gigantisches Loch in den seit dem Überfall auf die Ukraine verhängten Strafen gegen Russland. Das Land liefert bislang etwa 40 Prozent sowohl des in Europa verbrauchten Gases als auch Öls. Im vergangenen Jahr brachte dies Russland Deviseneinnahmen von mehr als 55 Milliarden Dollar – mehr als die Hälfte davon stammten aus NATO-Staaten.
Die Öl- und Gaslieferungen sind für den Westen und die Devisen für Russland so wichtig, dass bislang keine Seite sich traut, der anderen den Geld- beziehungsweise Ölhahn zuzudrehen. Trotz der Kampfhandlungen hat Russland seine Gaslieferungen durch ukrainische Pipelines zuletzt sogar erhöht. Trotz aller Rhetorik von Solidarität und Erwägungen, die Ukraine sogar mit Kampfflugzeugen zu unterstützen, überweisen europäische und amerikanische Kunden täglich hunderte Millionen Dollar an russische Lieferanten.
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