
Denker ohne Dünkel
Die Welt
Der Philosoph und Kulturkritiker Ludwig Marcuse starb vor fünfzig Jahren. Seine Bücher sind noch heute provokante Augenöffner, denn er war ein Konservativer. Besonders kritisch war er gegen die puritanische Moral der „Überpolitiker“.
Ludwig Marcuse, geboren 1894 in Berlin und somit intellektuell noch im Kaiserreich erst-sozialisiert, wusste zeit seines Lebens die Frage zu stellen, ob hinter den diversen Manipulationen immer nur „das“ System, „das“ Geld, „die“ Ideologie und „die“ Macht stehe oder nicht doch auch das eigene Menschsein, von dem wir doch wissen müssten, dass es aus denkbar „krummem Holz“ gemacht war. Ohne sich über seine glaubenden und irrenden Zeitgenossen hochmütig zu überheben, wurde Marcuse im Laufe der Jahrzehnte zu einem ebenso gewitzten wie präzisen Chronisten jenes menschlich-allzu menschlichen Haschens nach der einen, nun ganz und gar plausiblen Erklärung für unser irdisches Tohuwabohu. Klassenfrage, Triebstruktur, Dialektik, Entfremdung – heutige Leser seiner Memoiren könnten hier wohl mühelos die Schlagworte unserer Tage hinzufügen. Nicht zu vergessen jenes unsterblich hochtönende „Im Interesse der Menschen“: „Aber verschiedene Menschen haben verschiedene Interessen, und derselbe Mensch hat mehr als ein einziges Interesse.“More Related News