Demonstrationen in Burkina Faso: Untätige Regierung
Frankfurter Rundschau
Im Sahel-Staat Burkina Faso demonstrieren zahlreiche Menschen gegen die Regierung von Präsident Kaboré und werfen ihr Untätigkeit vor / Von Johannes Dieterich
Ouagadougou - Zumindest mit Demonstrierenden, die gegen die außer Kontrolle geratene Sicherheitslage des westafrikanischen Staates Burkina Faso protestieren, scheinen die dortigen Sicherheitskräfte noch fertig zu werden. Am Samstag löste die Bereitschaftspolizei in der Hauptstadt Ouagadougou eine Kundgebung mehrerer hundert Oppositioneller unter Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas auf. Dutzende Menschen – darunter zwei Reporter und ein Kind – wurden teils schwer verletzt.
Anlass der Demonstration war ein Überfall islamistischer Extremisten im unruhigen Norden des Landes, wo vor zwei Wochen nahe des Städtchens Inata 53 Gendarmen und vier Zivilpersonen getötet wurden – in einem der blutigsten Vorfälle seit Beginn der Umtriebe der Extremisten vor sechs Jahren. Mit Sprechchören wie „Genug ist Genug“ und „Roch, tritt zurück“ forderten die Teilnehmer:innen der Kundgebung den Rücktritt des Präsidenten Roch Marc Kaboré. „Wir haben genug Versprechungen gehört, wir wollen Taten sehen“, sagte Marcel Tankoano, der Vorsitzende der Bewegung „Rettet Burkina Faso“, die die Demonstration mitorganisiert hatte.
Auch in anderen Städten des Landes kam es zu Protesten, die Schulen des Landes blieben zwei Tage lang geschlossen, der von der Regierung vor zwei Wochen verhängte Internet-Blackout wurde verlängert. Die Opposition bezeichnete diese Entscheidung als „liberticide“ (Freiheitsmord): Bereits jetzt schätzen Fachleute den daraus resultierenden wirtschaftlichen Schaden auf mindestens 30 Millionen Euro.