
Demonstranten stürmen Residenz von Sri Lankas Staatschef Rajapaksa
DW
Die Geduld der Bewohner von Sri Lanka mit Präsident Gotabaya Rajapaksa ist schon lange am Ende. Dafür hat die schwere, langanhaltende Wirtschaftskrise gesorgt. Nun ist die Konfrontation gleichsam hautnah geworden.
Wütende Demonstranten in Sri Lanka haben die Residenz von Präsident Gotabaya Rajapaksa gestürmt. "Der Präsident wurde in Sicherheit gebracht", hieß es aus Verteidigungskreisen. Rajapaksa sei nach wie vor der Staatschef des Landes und werde vom Militär an einem geheimen Ort beschützt. Im Privatsender Sirasa TV war zu sehen, wie die Menschenmenge in den bis dahin schwer bewachten Präsidentenpalast in der Hauptstadt Colombo eindrang. Die Polizei hatte zuvor Tränengas auf die Demonstranten abgefeuert.
Die Regierung hatte angesichts der seit Wochen anhaltenden Proteste erst am Freitag eine unbefristete Ausgangssperre verhängt. Auf Druck von Bürgerrechtsgruppen, Anwälten und buddhistischen Mönchen, die die Protestierenden unterstützen, nahm sie die Maßnahme aber zurück. Dies löste die jüngste Eskalation aus.
Die Demonstranten, die sich zu Tausenden an Rajapaksas Anwesen versammelt hatten, fordern dessen Rücktritt. Hintergrund ist die massive Wirtschaftskrise, in der das Land steckt. Die Regierung ist nicht mehr in der Lage, die wichtigsten Importe wie Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente zu finanzieren. Die Regierung in Colombo hat unter anderem den Internationalen Währungsfonds sowie mehrere Länder wie Russland um Hilfe gebeten.
Im Mai waren Massenproteste gegen die Regierung erstmals eskaliert. Es gab Tote und hunderte Verletzte. Die Regierung von Mahnda Rajapaksa war daraufhin zurückgetreten. Der Bruder des zurückgetretenen Regierungschefs, Präsident Gotabaya Rajapaksa, blieb hingegen im Amt.
Ein wesentlicher Auslöser der schwersten Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit des südasiatischen Landes im Jahr 1948 war der Einbruch des internationalen Tourismus infolge der Corona-Pandemie. Der Regierung wurde außerdem Misswirtschaft vorgeworfen.