DDR-Plattenbauten werden zum Fall für den Denkmalschutz
n-tv
In der DDR werden innerhalb von 20 Jahren fast zwei Millionen neue Wohnungen gebaut - der Großteil als Plattenbau. Damals beliebt, heute vielfach aus der Zeit gefallen und sanierungsbedürftig. Der Originalbestand, der auch Zeugnis der damaligen Alltagskultur ist, droht zu verschwinden.
So richtig verstehen will Angela Langwald das Schreiben noch nicht, das ihrer Wohnungsbaugenossenschaft jüngst ins Haus flatterte. Sechs Millionen Euro waren für die Sanierung von 150 Wohnungen in Gera eingeplant. Ein Außenaufzug, Südbalkons, moderne Grundrisse, solche Dinge. Doch seit Anfang des Jahres stehen die beiden Häuser in der thüringischen Stadt unter Denkmalschutz. Eines davon sei ein Rundbau, das sei noch eher verständlich, so die Chefin der Genossenschaft. Aber das angrenzende Haus? "Das ist eine typisch graue Waschbetonplatte. Wir wollten sie eigentlich anmalen. Aber jetzt bleibt sie so."
Alleine zwischen 1970 und 1990 sind auf dem Gebiet der ehemaligen DDR laut Statistischem Bundesamt 1,9 Millionen Wohnungen neu gebaut worden. Der Großteil davon in typisierter Plattenbauweise in großen Wohnsiedlungen an den Stadträndern. Die Platte erfreute sich damals großer Beliebtheit. Heute sind viele Wohnungen nicht mehr auf der Höhe der Zeit und - wenn nicht schon passiert - sanierungsbedürftig. Für Denkmalschützer bedeutet das auch: Der Originalbestand, der auch Zeugnis der DDR-Alltagskultur ist, droht zu verschwinden.
In den vergangenen Jahren sind daher immer wieder Wohnkomplexe oder Gebäude in Plattenbauweise unter Denkmalschutz gestellt worden: in Rostock etwa ein Terrassenhaus im Stadtteil Evershagen, eine Hochhaussiedlung in Neubrandenburg, ein Eckhaus in Bernau bei Berlin oder ein Wohnhaus im Dresdner Stadtteil Gorbitz. Im vergangenen Sommer kamen Teile der in den 1960er-Jahren geplanten sozialistischen Großstadt Halle-Neustadt hinzu. Im Februar 2024 folgte dort ein weiterer Wohnblock.