Das wird auch für Deutschland teuer: Globaler Süden hat Anspruch auf 170 Billionen US-Dollar
Frankfurter Rundschau
Die Industriestaaten des Nordens tragen die Hauptverantwortung für den Klimawandel. Unter den Folgen leidet aber vor allem der Globale Süden. Eine Studie zieht eine finanzielle Bilanz.
Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem ESG.Table Professional Briefing vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn Research.Table am 7. Juni 2023.
Leeds – Um ihre übermäßigen Treibhausgasemissionen zu kompensieren, müssten die Industriestaaten des Nordens Ausgleichszahlungen in Höhe von 170 Billionen US-Dollar an die Länder des Globalen Südens leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe um Andrew Fanning von der britischen Universität Leeds. Ihre Studie ist am Montag in der Fachzeitschrift Nature Sustainability erschienen.
Für ihre Berechnungen haben die Wissenschaftler ein Modell entwickelt, das davon ausgeht, dass die Erdatmosphäre eine natürliche Ressource ist, die allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung steht. „Es ist eine Frage der Klimagerechtigkeit, dass die Länder, von denen wir eine rasche Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft verlangen, obwohl sie nicht für die übermäßigen Emissionen verantwortlich sind, die das Klima destabilisieren, für diese ungerechte Belastung entschädigt werden“, sagt Fanning.
Das Forscherteam hat mithilfe von Daten des Weltklimarats (IPCC) die historischen CO₂-Emissionen seit 1960 mit den zu erwartenden Emissionen bis 2050 verrechnet. So konnte für jedes Land auf Basis der Bevölkerungszahl ermittelt werden, wie viel CO₂ es in diesen 90 Jahren insgesamt ausstoßen darf, um einen fairen Anteil am globalen Kohlenstoffbudget zu erhalten. Für ihre Zukunftsberechnungen gingen die Forscher davon aus, dass sich alle Staaten tatsächlich an das Ziel halten, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen und im Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Demnach dürfen insgesamt noch 1,8 Billionen Tonnen CO₂ emittiert werden.
Der Studie zufolge müssten die USA mit rund 80 Billionen US-Dollar die höchsten Ausgleichszahlungen leisten. Die EU inklusive Großbritannien käme auf 46 Billionen US-Dollar. Die Belastung für Deutschland würde sich bis 2050 auf 4.619 Euro pro Kopf und Jahr belaufen. Das wäre der zweithöchste Wert nach den USA, gefolgt von Russland, Großbritannien und Japan. Indien hingegen hätte als größter Nutznießer Anspruch auf Kompensationszahlungen in Höhe von 57 Billionen US-Dollar. An zweiter Stelle läge China mit 15 Billionen US-Dollar. Es folgen Indonesien, Pakistan und Nigeria. ch