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Das ukrainische Kulturerbe soll digital gesichert werden
DW
"Saving Ukrainian Cultural Heritage Online" versucht, die Kulturschätze des Landes digital zu konservieren. Es ist ein Rennen gegen die Zeit.
Die vierte Woche in Folge fallen russische Bomben auf die Ukraine, zerstören Wohnhäuser, Krankenhäuser, töten Menschen. Auch das kulturelle Erbe des Landes bleibt vor der Aggression der russischen Armee nicht verschont - wichtige Kultureinrichtungen wurden zerstört, darunter das Theater der Stadt Mariupol und das Höhlenkloster Swjatohirsk in der Region Donezk. Es ist das älteste Kloster des Landes, seine erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1526 zurück.
Während Menschen in der Ukraine ihre Kulturschätze mit Sandsäcken schützen und Gemälde in Bunkern verstauen, versuchen nun die Freiwilligen der Organisation "Saving Ukrainian Cultural Heritage Online" aus der Ferne das kulturelle Erbe zu bewahren. Einer der Initiatoren sitzt in Wien und heißt Sebastian Majstorović.
"Anscheinend habe ich ein Bewusstsein für diese Fragilität der Kultur. Durch meinen Hintergrund habe ich sozusagen Antennen dafür entwickelt", sagt Sebastian Majstorović. Als Schüler erlebte er als Augenzeuge den Einsturz des Stadtarchivs in Köln im Jahr 2009. Unzählige Dokumente wurden damals zerstört, darunter wertvolle Urkunden, mittelalterliche Handschriften und historische Fotos.
"Unsere Schule grenzte an den Hinterhof des Stadtarchivs. Und zufällig war ich in dem Klassenraum, der auch auf das Archivgebäude blickte. Weil ich damals schon Apps programmiert hatte, konnte ich mit meinem iPhone ein Video machen. Vor meinen Augen ist das Archiv eingestürzt, wir haben gesehen, wie die Menschen aus den Trümmern der angrenzenden Wohngebiete gerettet wurden. Das alles war sehr eindringlich", erzählt Sebastian Majstorović.
Der Einsturz das war nicht das einzige Ereignis, das ihm die Zerbrechlichkeit von Kulturschätzen vor Augen geführt hat. Majstorovićs Vater kommt aus Bosnien und Herzegowina. 1992 beschossen bosnische Serben die Vijećnica, die Nationalbibliothek, in Sarajevo und setzen sie so in Brand. Das prachtvolle Gebäude im Zentrum Sarajevos hatte eigentlich keine militärische Bedeutung und trotzdem wurde es zur Zielscheibe. Über 80 Prozent des Bestands wurden zerstört. Etwa drei Millionen Bücher und zahlreiche alte Dokumente aus der multiethnischen Geschichte des Landes gingen in Flammen auf.