Das Theologen-Dilemma
Die Welt
Niemand predigte das säkulare Weltbild als Ursprung der Freiheit feierlicher als die Theologen. Deswegen haben sie jedoch auch immer weniger zu tun. Doch es gibt immerhin gute Nachrichten für Religionswissenschaftler.
Ein spezielles Dilemma macht den Theologen das Leben schwer. Einerseits verstehen sie sich als Wissenschaftler und gehören so im historischen wie normativen Sinn zum Prozess der Aufklärung, der Wissen nach den Regeln säkularer, das heißt: ausschließlich menschlicher Vernunft beurteilen und hervorbringen soll.
Diese Regeln aber stehen in einer nie ganz aufhebbaren Spannung zu den substantiellen Inhalten von Religion, deren Anziehungskraft heute mehr denn je von ihrem Potenzial abhängt, über Rationalität im wörtlichen Sinn „hinauszugehen“ und sie so zu provozieren.