
Das Ringenum Resonanz
Frankfurter Rundschau
Die DFB-Fußballerinnen bewegen sich inmitten einer vielschichtigen Debatte.
Martina Voss-Tecklenburg wird nicht nur innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sondern auch im Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf für ihre Meinungsstärke geschätzt. Hilft ja nicht weiter, die Probleme totzuschweigen. Die Bundestrainerin ist mal gar nicht zufrieden, dass die WM-Qualifikationsspiele gegen Bulgarien (7:0) in Cottbus und nun gegen Serbien in Chemnitz (Dienstag, 16 Uhr/ZDF) vor Ort auf derartiges Desinteresse stoßen. Ins Stadion der Freundschaft kamen vergangenen Samstag nur 1534 Zuschauer, lediglich 1200 Online-Tickets sind für die zweite Partie im Stadion an der Gellertstraße abgesetzt. Aufgrund des Hygienekonzeptes dürfen die Tageskassen nicht öffnen, erneut wären 5000 Besucher erlaubt. Warum fällt das Ringen um die Resonanz in einer Region so schwer, in der die Männer-Aushängeschilder Energie Cottbus und Chemnitzer FC nur noch viertklassig spielen?
„Wir sind eine Nation, ein Fußball. Es geht auch um eine Symbolik nach draußen“, forderte Voss-Tecklenburg vergangenen Freitag, doch das erhoffte Statement bleibt aus. Stattdessen erfolgt der Beleg, dass der deutsche Frauenfußball trotz diverser Anstöße und zahlreicher Lippenbekenntnisse weiterhin um seine Akzeptanz kämpft. Der DFB hat über diverse Kanäle eine Online-Kampagne „Fußball, die (feminin)“ initiiert, um die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen zu fördern, aber manches klingt vielleicht auch zu abstrakt und aufgesetzt.
Immerhin: Bei der ARD schalteten am Samstagnachmittag 1,11 Millionen Zuschauer für ein nicht sonderlich spannendes WM-Qualifikationsspiel ein. Der Marktanteil als die entscheidende Kenngröße lag bei knapp zehn Prozent. Zum Vergleich: Das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger aus der Zweiten Bundesliga sahen bei Sport1 am Samstagabend 640 000 Zuschauer, beim Bezahlsender Sky schalteten weitere 490 000 ein. Die Frauen kamen in der ARD also fast auf dieselbe Größenordnung. „Das ist eine tolle Quote für uns, es war ja auch der Spieltag der ersten, zweiten und dritten Männer-Liga. Es zeigt doch, dass viele Menschen uns sehen und unterstützen wollen“, findet die Bundestrainerin.