Das Privileg seines Lebens
Frankfurter Rundschau
Warum Roman Abramowitsch den FC Chelsea übernahm und weshalb der russische Oligarch den Klub jetzt wieder verkauft.
Roman Abramowitsch will den FC Chelsea verkaufen. Auf eine Rückzahlung von Krediten will er verzichten, der mögliche Nettogewinn soll den Opfern des Krieges in der Ukraine zugutekommen. Öffentlich verurteilt hat der Multi-Milliardär Wladimir Putins Invasion bisher nicht, anders übrigens als seine Tochter Sofia, die über die Sozialen Medien gegen Russlands Präsidenten protestierte. Der Vater sagte zum Abschied nach 19 Jahren, es sei „das Privileg meines Lebens gewesen“, diesen Klub zu besitzen.
Der russische Oligarch hatte den Klub aus dem gediegenen Londoner Bezirk SW6 im Sommer 2003 übernommen. Chelsea war hochverschuldet und auf dem Rasen ein notorischer „underachiever“. Abramowitsch, den das „Forbes“-Magazin damals auf Platz 21 der reichsten Männer der Welt setzte, erwarb Chelsea für 140 Millionen Pfund. Seither soll er etwa 1,5 Milliarden Pfund in den Klub gesteckt haben, der auch als „FC Chelski“ firmiert.
Als Russlands Reichtümer in den 90er Jahren privatisiert wurden, hatte sich Abramowitsch zur richtigen Zeit am richtigen Ort befunden. Er erwarb die Ölgesellschaft Sibneft zum Schnäppchenpreis von 100 Millionen Dollar, für das Magazin „Stern“ ein „gigantischer Diebstahl, der Raubzug des 20. Jahrhunderts“.
Die Chelsea-Fans mochten den Russen. An der Stamford Bridge sangen sie: „Wenn ihr die Besten wollt, dann stellt keine Fragen, denn Roman ist unser Mann. Wo’s herkommt, ist ein Rätsel. Sind es Waffen? Oder Drogen? Ist es Öl aus dem Meer?“
Mit den frischen Finanzen drang Chelsea in die Spitze der Premier League vor. 2005 wurde Chelsea Meister – die letzte Meisterschaft lag da exakt ein halbes Jahrhundert zurück. In der Ära Abramowitsch wurde Chelsea je fünfmal Meister und Pokalsieger, gewann zweimal die Champions League und war damit Englands erfolgreichster Klub.