Das Prestigeprojekt des Kanzlers und der Verdacht eines „Ablenkungsmanövers“
Die Welt
Olaf Scholz will beim G-7-Gipfel einen „Klimaclub“ schmieden und die Industrienationen zu Vorreitern gegen die Erderwärmung machen. Doch der Kurs des Kanzlers in Deutschland läuft seinen Versprechen auf internationaler Bühne zuwider. Scholz versucht den Drahtseilakt.
Es gibt Momente und Orte, da ist es für Olaf Scholz (SPD) besonders schwer, aus dem Schatten von Angela Merkel (CDU) zu treten. Schloss Elmau in den bayerischen Alpen ist ein solcher Ort, der G-7-Gipfel dort für den Bundeskanzler eine besondere Bewährungsprobe – gerade, wenn es um Klimapolitik geht.
2015 hatten die G-7-Staaten dort beim damaligen Gipfel angekündigt, das Zeitalter der fossilen Energiegewinnung zu beenden. Nach harten Verhandlungen. Gastgeberin Merkel selbst hatte den Begriff der „Dekarbonisierung“ gesetzt und dafür gesorgt, dass er ins Abschlusskommuniqué kommt. Das war eine Sensation und die damalige Kanzlerin weltweit bei Klimaschützern wieder „Klimakanzlerin“ – eine Zeit lang wenigstens. Die Messlatte für Olaf Scholz liegt also hoch.