Das katastrophale Versagen im deutschen Turnen
n-tv
Leistung bringen mit Knochenbrüchen, mit Hunger wegen angeblichem Übergewicht, mit Medikamentenmissbrauch und Erniedrigungen. All das scheint im deutschen Turnen bei den Frauen keine Ausnahme. Mehrere Ex-Sportlerinnen erheben schwere Vorwürfe. Der Verband bestätigt Hinweise und kündigt Aufklärung an.
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) wird erneut von Vorwürfen des Missbrauchs an einem seiner Bundesstützpunkte erschüttert. Die frühere Top-Turnerin Tabea Alt hat in einem Instagram-Post Missstände öffentlich gemacht und diese als "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" bezeichnet. Michelle Timm, ebenfalls früheres Mitglied der DTB-Frauenriege, reagierte einen Tag nach Alts Aussagen und berichtete ebenfalls auf Instagram von "katastrophalen Umständen" am Kunstturnforum Stuttgart.
Auch Carina Kröll prangerte Missbrauch an. Die 23-Jährige, die bis 2022 für Deutschland turnte, sagte, sie sei im Alter von 17 Jahren dazu getrieben worden, innerhalb von Wochen fünf bis sechs Kilogramm an Gewicht zu verlieren, um vermeintlich konkurrenzfähig zu bleiben: "Ich war 'angeblich' am Limit. Zum Kontext: Ich war 1,64 Meter groß und wog 54 Kilogramm - ein komplett gesundes Gewicht. Trotzdem wurde ich als zu schwer eingestuft."
Der DTB bestätigte, ihm und dem Schwäbischen Turner-Bund (STB) lägen "konkrete Informationen zu möglichem Fehlverhalten vonseiten verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor", schrieb der Verband in einer Stellungnahme. Zugleich kündigte er Aufklärung an. Man werde eine Untersuchung einleiten und dafür auch externe Unterstützung hinzuziehen.