Das kann sich der Zoo nicht leisten
Süddeutsche Zeitung
Der Eingangsbereich und der Ticket-Service des Münchner Tierparks sind aus der Zeit gefallen. Damit ärgert er seine Besucher schon vor dem Eintritt.
Baustellen gehören zum Münchner Zoo wie Elefant, Eisbär und Giraffe. Ständig wird erneuert, modernisiert, verbessert. Weil sich Haltungsrichtlinien ändern wie zum Beispiel die der Löwen, deren zwei Münchner Vertreter eine neue Bleibe bekommen. Oder weil sich die Bedürfnisse der Besucher ändern.
Wer Freizeit- und Actionparks kennt, wer es gewohnt ist, überall nach einem Snack greifen zu können und von Touchscreens umgeben zu sein, erwartet auch in einem Zoo gastronomische und unterhaltende Auswahl, was man im Münchner Tierpark ja auch durchaus bekommt. Eine Baustelle allerdings, die ist nicht zu sehen, obwohl die Besucher sehr viel Zeit mit ihr verbringen: der Eingang.
Der Einlass in den Tierpark Hellabrunn ist altmodisch und umständlich, das führt zu langen Schlangen und Wartezeiten. Dabei könnte sich München einiges von anderen Städten abschauen. Von Philipp Crone
In Zeiten, in denen man kontaktlos mit der Smartwatch bezahlt, sich Autos per App öffnen lassen und einem die nächste Bahncard schon Monate vor Beginn der Gültigkeit zugeschickt wird, wirken die Abläufe an den Kassen in Hellabrunn sehr gestrig. Automatisierte Zugänge? Drehkreuze mit Scannern für Eintrittskarten? Gibt es nicht. Dafür täglich Schlangen. Die sind nachvollziehbar an Sommer-Wochenenden mit vielen Tausend Besuchern, aber nicht, wenn nichts los ist an eiskalten Januartagen.
Will der Zoo ansprechend sein für Besucher - und das ist die Voraussetzung für das Gelingen des eigenen Anspruchs, viele Menschen auf die Lebenssituation der Tiere nachdrücklich aufmerksam zu machen -, kann er es sich nicht leisten, Kunden schon vor dem Eintritt zu ärgern. Gerade die treuen Besucher nicht, die Jahreskartenbesitzer, die von kommender Woche an auch noch 20 Prozent mehr für ihre Karte bezahlen.