"Das ist steinzeitmäßig"
ZDF
Auch nach zwei Jahren Corona-Pandemie fehlen wichtige Daten, um die Infektionslage einschätzen zu können. Was muss sich jetzt verbessern?
Die Corona-Inzidenz in Deutschland ist so hoch wie nie. Doch wie viele Menschen sind derzeit tatsächlich mit Corona infiziert? Wie viele geimpft? Wie viele Patienten werden wegen Covid in den Kliniken behandelt und wie schwer ist ihr Krankheitsverlauf?
Zu allen diesen Fragen ist die Datenlage in Deutschland ungenügend - dennoch werden auf ihrer Grundlage weitreichende Entscheidungen getroffen.
So ungenau sind die Corona-Daten in Deutschland:
Die Gesundheitsämter kommen mit der Bearbeitung der Fälle und den Meldungen ans Robert-Koch-Institut (RKI) kaum hinterher. Während die Labore ihre positiven Befunde in der Regel digital an die Ämter übermitteln, trudeln aus den Kliniken Meldungen über Infektionen mit Technik aus dem letzten Jahrhundert ein.
Die Oberärztin einer großen Klinik berichtet ZDFheute: "Wir sind mit dem Gesundheitsamt nicht digital vernetzt. Die positiven Befunde werden vom Labor via Fax geschickt." In den Gesundheitsämtern werden die Informationen dann abgetippt und ans RKI übermittelt. Kein Einzelfall, wie mehrere Gesundheitsämter bestätigten.
"Das ist steinzeitmäßig", schimpft der Medizinstatistiker Gerd Antes. "Die Philosophie und die technischen Fähigkeiten, die hinken völlig hinterher", so Antes im Gespräch mit ZDFheute. Auch der Expertenrat der Bundesregierung kritisiert die Situation mit deutlichen Worten: "Gerade bei der Hospitalisierung zeigt sich das eklatante Defizit der Verfügbarkeit zeitnaher Daten, und zwar bundesweit wie auch regional aufgelöst", heißt es in einer Stellungnahme.
So befindet sich Deutschland weiter im Blindflug. Was müsste geschehen, um die mangelhafte Datenlage zu verbessern?