Das irre Drama des Gareth Southgate
RTL
Gareth Southgate hat bei dieser Fußball-Europameisterschaft alle Entscheidungen richtig getroffen. Das hatte Alan Shearer in den vergangenen Tagen gesagt....
England träumt vom ersten großen Titel seit 55 Jahren. Und der Mann, der ihre Träum erfüllen soll, ist Trainer Gareth Southgate. Der trifft bis zum Finale gegen Italien eigentlich nur richtige Entscheidungen. Doch dann, Sekunden vor dem Elfmeterschießen verlässt ihn das Glück. Das Drama in Wembley hat ihn wieder. Eine tragische Geschichte. Gareth Southgate hat bei dieser Fußball-Europameisterschaft alle Entscheidungen richtig getroffen. Das hatte Alan Shearer in den vergangenen Tagen gesagt. Shearer und Southgate kennen sich gut. Sehr gut. Sie sind Teil der Schicksalsgemeinschaft, die 1996 bei der Heim-EM das Halbfinale gegen Deutschland im Elfmeterschießen verloren hatte. Der überragende Stürmer Shearer hatte damals in Wembley früh das 1:0 erzielt (3.). Und er hatte im Duell vom Punkt den ersten Strafstoß verwandelt. Southgate hatte den letzten englischen Versuch in die Arme von Andreas Köpke gezittert. Der Innenverteidiger wurde zur tragischen Figur auf der Insel. 25 Jahre später ist Southgate nun auf dem Weg zum großen Helden. Er führt die englische Nationalmannschaft ins Finale der EM. Weil er eben alle Entscheidungen richtig trifft. Es sind durchaus schmerzhafte Entscheidungen dabei. Schmerzhaft für Talente wie Jadon Sancho oder Marcus Rashford. Schmerzhaft für Freunde des schönen Spiels. Denn Southgate schöpft das offensive Talent seines Kaders, das in Europa derzeit wohl einmalig ist, nicht aus. Er setzt auf eine gnadenlos gut verteidigende Mannschaft, die sich im Spiel nach vorne auf die Extraklasse ausgewählter Protagonisten verlassen kann, auf Harry Kane und Raheem Sterling vornehmlich. Ja, so hat der Trainer seine Mannschaft nach Wembley geführt (wobei das der falsche Ausdruck ist, denn sechs von sieben Spielen durften die Three Lions daheim absolvieren), ins Finale. Wembley, wieder Wembley, der Ort der großen englischen Gefühle. Des großen Triumphs von 1966, des großen Leidens 1996. Und nun? Nun weinen die drei Löwen. Sie weinen gewaltig. Denn sie haben verloren. Sie haben gegen Italien im Duell vom Punkt alles verloren. Die Nerven. Das Glück. Das Finale. Das Gespür für die richtigen Entscheidungen. Und dieser Vorwurf ist an Southgate adressiert. Bis zur 120. Minute hatte er sich die beiden Joker Rashford und Sancho zurückhalten. Er hatte bis zur vermeintlich letzten Unterbrechung der Verlängerung gezögert, dann warf er sie rein, rein in dieses Drama. Rashford und Sancho, das war klar, sollten nichts mehr für das Spiel tun. Rashford und Sancho sollten einfach nur ihre Elfmeter verwandeln. So wie sie es meistens tun. Beide haben eine herausragende Schusstechnik und eine sehr gute Quote vom Punkt.More Related News