
Das Glück und Pech, ein Österreicher zu sein
n-tv
Während die deutschen Skispringer bei den Olympischen Spielen einen quälenden Schanzen-Krampf erleben, findet der Österreicher Manuel Fettner in Zhangjiakou sein Glück. Die Silbermedaille auf der kleinen Anlage ist die Belohnung für eine bemerkenswerte Hartnäckigkeit.
Die Sache mit dem Bier aus der Heimat dürfte schwierig bis unmöglich werden. Denn einfach so aus der Ferne in die olympische Blase in der Großregion Peking zu schlüpfen, das geht nicht. Auch nicht für einen ehemaligen, so erfolgreichen Skispringer wie Martin Koch. Der hatte am Sonntagnachmittag als TV-Experte beim Sender ORF euphorisch ausgerufen, persönlich nach China fliegen zu wollen, sollte ÖSV-"Rentner" Manuel Fettner tatsächlich noch die Medaillensensation auf der Normalschanze bei den Olympischen Spielen gelingen. Und sein Kumpel, mit dem er viele Wettkämpfe bestritten hatte, lieferte. Fettner sprang nach Rang fünf in Durchgang eins zu Silber im Finale - und wünschte sich danach, als er von Kochs Reiseplänen erfuhr, ein Bier als Mitbringsel. Wohl kaum einen Coup hatte die österreichische Administration weniger auf dem Zettel als diesen.
Und so hatte das Sportfest in der Wintersportregion Peking sein erstes großes Märchen (das zweite schrieb der Kanadier Max Parott am Tag danach im Slopestyle). Seit 23 Jahren ist Fettner bereits ein bekanntes Gesicht der internationalen Skisprungszene. Manchmal ein lachendes, oft ein enttäuschtes, noch öfter ein verzweifeltes. Aber nie zuvor ein triumphierendes. Zumindest nicht als Einzelkämpfer, der man in dieser so wagemutigen Disziplin ja meistens ist. Einen Sieg im Weltcup hat er nie gefeiert (dreimal war er Dritter), eine Einzelmedaille bei einem großen Wettbewerb nie gewonnen. Anders in der Mannschaft, da durfte er sich unter anderem sogar einmal WM-Gold umhängen lassen. 2013 in Val di Fiemme war das, als er den Erfolg spektakulär auf einem Ski rettete und gerade so den Sturz vermieden hatte (die Bindung am anderen Ski hatte sich gelöst).
Dass er 13 Jahre für seinen ersten großen Titel und neun weitere Jahre für den größten Erfolg seiner Karriere brauchte, sagt eigentlich alles über die Laufbahn dieses Skisprung-Phänomens. Wäre Fettner ein Fußballverein, so würde man ihn wohl als Fahrstuhlmannschaft bezeichnen. Zu gut für die zweite Liga, den Continental-Cup (26 Einzelsiege), aber nicht stark genug, um sich konstant in der Weltelite zu behaupten. Und nun halt der Coup, den er überraschend zurückhaltend nach außen trug. Er sei "einfach nur überglücklich" und wollte nur "genießen." Die hymnischen Töne zu dieser stillen Party wurden aber dennoch angestimmt. Von seinen Teamkollegen.

Im Skandal um manipulierte Anzüge bei der Nordisch-WM sind fünf Mitglieder des norwegischen Teams vom Weltverband Fis vorläufig gesperrt worden. Darunter sind die Top-Athleten Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sowie Teamtrainer Magnus Brevig, der Assistenztrainer Thomas Lobben und der Servicemitarbeiter Adrian Livelten. Gegen sie wird wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an Ausrüstungsmanipulationen beim Großschanzenspringen der Herren am vergangenen Samstag ermittelt.

Sechs Goldmedaillen holt Markus Eisenbichler bei Weltmeisterschaften, den Sieg bei der Vierschanzentournee verpasst er nur knapp. Doch die vergangenen Jahre laufen für den einstigen deutschen Vorzeige-Skispringer bitter. Nun beendet der Bayer seine Karriere - und kehrt noch einmal auf die große Bühne zurück.