Das Glück im Schmerz
Süddeutsche Zeitung
Die Kinder schreien, die Arbeit überfordert: Wäre ein Leben ohne Anstrengung erstrebenswert? Eher nicht, sagen Psychologen. Über die Freude am Leid.
Vater und Sohn sitzen am Küchentisch und kämpfen mit Differenzen. Die beiden verwenden Begriffe wie Subtrahend oder Minuend, schreiben Terme auf karierte Collegeblockseiten, rechnen, radieren, seufzen, schreiben, kritzeln, stöhnen, maulen und sprechen stille Gebete, dass diese Tortur bald ein Ende findet. Vater und Sohn blättern in Heften und Büchern, suchen die Seiten mit den Lösungen und konsultieren den Stoffplan, den die Lehrerin erstellt hat. Echt, noch so viel? Es wird Mathe gelernt, die erste Schulaufgabe dieses Jahres steht in dem Fach an und nun muss der Kram halt geübt werden, damit der holprige Einstieg in die fünfte Klasse auf dem Gymnasium nicht vollends frustrierend wird. Differenzen also werden geübt, Summen berechnet, Terme aufgestellt, in die dreierlei Arten Klammern eingesetzt werden, Vorzeichen müssen beachtet sowie Textaufgaben entschlüsselt werden, die auch dem beteiligten Erwachsenen manchmal kurz die Mathe-Synapsen durchschmoren lassen.