
Das Ende der "geldgierigen Piranhas"?
n-tv
Vor vierzig Jahren begann der langsame Aufstieg der Spielerberater im deutschen Fußball. Anfangs noch belächelt entwickelten sie sich zu einer Berufsgruppe, die gefürchtet und teilweise auch verachtet wird. Joshua Kimmich hat nun mit seiner Vertragsverlängerung ohne Berater womöglich einen neuen Trend gesetzt!
Holger Klemme jubilierte. Gerade hatte er live im deutschen Fernsehen den Manager des SV Werder Bremen, Willi Lemke, vor einem Millionenpublikum düpiert - und nun genoss er die Reaktionen der Zuschauer. In der WDR-Sendung "Ich stelle mich!", bei der neben Klemme und Lemke auch Michael Meier und Jimmy Hartwig zu Gast waren, hatte der umstrittene Spielerberater eine brisante Geschichte ausgeplaudert. 1983 soll der langjährige Manager des Bundesligisten zwei völlig verzweifelte, weil bargeldlose Nationalspieler aus einem Rotlicht-Etablissement in Graz ausgelöst haben - allerdings nicht ganz uneigennützig. Denn der pfiffige Lemke soll für diese Gefälligkeit in höchster Not eine harte Gegenforderung gestellt haben: die sofortige Vertragsverlängerung der beiden begehrten Spieler, fixiert auf einem Bierdeckel des Etablissements. Der Bremer Offizielle bestritt die Story später zwar, gestand allerdings gleichzeitig auch ein: "Mein Auftritt war ein Reinfall." Im Gegensatz zu der Darbietung des Spielerberaters. Holger Klemme hatte Werbung für einen Berufszweig gemacht, der damals noch in den Kinderschuhen steckte. Doch spätestens nach dieser TV-Sendung waren die Herren Bundesliga-Profis hellhörig geworden. So einen wie Klemme konnten sie alle gut gebrauchen. Rund vierzig Jahre später lässt nun Nationalspieler Joshua Kimmich aufhorchen. Der ambitionierte Bayern-Profi hat sich von seinem Berater verabschiedet, weil er in Zukunft noch stärker für seine "Werte" und seine "Ansichten einstehen" und seiner "Eigenverantwortung gerecht werden" möchte. Und dann fügte Kimmich noch einen weiteren, interessanten Aspekt hinzu: "Zudem bin ich davon überzeugt, dass ich meine eigenen Positionen inhaltlich gegenüber Anderen am besten vertreten kann." Ein brisanter Satz mit Zündstoff - denn er wirft die Frage auf: Treibt diese Äußerung des Triple-Gewinners womöglich alsbald eine ganze Berufssparte in die Arbeitslosigkeit? Schließlich war es ja bisher so, dass die allermeisten Profis bei den Verhandlungen mit den Vereinen gar nicht einmal mehr selbst am Tisch saßen. Was hier und da übrigens zu grotesken Auswüchsen führte, wie BVB-Boss Aki Watzke einst erzählte: "Manche Berater achten bei diesen Verhandlungen mehr auf ihre eigenen Einnahmen als auf die ihres Spielers. Da wird dann über die eigene Provision länger als über alles andere verhandelt."More Related News

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