
Das dicke Ende kommt im Herbst
Frankfurter Rundschau
Noch nie in der Corona-Krise hat die Debatte über eine Antwort auf die Pandemie so absurde Züge angenommen wie jetzt. Die Folgen wird Deutschland im Herbst zu spüren bekommen. Der Leitartikel.
Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus. Noch nie seit Beginn der Corona-Krise hat die Debatte über eine angemessene Antwort auf die aktuelle Entwicklungen der Pandemie so absurde Züge angenommen wie jetzt. Die Folgen wird Deutschland spätestens im Herbst zu spüren bekommen – ausgerechnet in einer Zeit, in der das Land nach der Bundestagswahl noch wochenlang ohne demokratisch legitimierte Regierung dastehen wird. Da wäre zum einen die von wahlkämpfenden Politikerinnen und Politikern erhobene Forderung, auf alle Beschränkungen – also auch auf die Maskenpflicht – zu verzichten, wenn allen ein Impfangebot gemacht wurde. Das wäre nach Lage der Dinge bereits Ende Juli. Es klingt in den Ohren des Wahlvolkes sicherlich konsequent. Wer sich nicht impfen lässt, ist schließlich selbst schuld, mag man sich denken. Doch die Forderung ist Populismus pur. Die Sache hat nämlich einen Haken. In Deutschland mit seinem solidarischen Gesundheitssystem wird niemandem eine Behandlung verwehrt, weil er sich mutmaßlich falsch verhält. Kein Covid-19-Erkrankter und keine -Erkrankte wird abgewiesen, weil er oder sie eine Impfmöglichkeit ausgeschlagen hat. Wenn die Intensivstationen in den kommenden Monaten mit schwer erkrankten Ungeimpften belegt sind, dann ist davon die gesamte Gesellschaft betroffen.More Related News