Das brachiale NHL-Märchen der Gurkentruppe
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Er hat es geschafft. Nico Sturm ist erst der fünfte deutsche Eishockey-Profi, der in der NHL triumphiert. Dabei wechselte er erst vor einem Vierteljahr zum neuen Champion, den Colorado Avanlanche. Dass dieser mal ganz unten in der NHL stand, macht auch hartgesottene Profis emotional.
In den letzten Sekunden von Spiel sechs schickte Nico Sturm das "ein oder andere Stoßgebet nach oben", dann gab es auch für den deutschen Profi des neuen NHL-Champions kein Halten mehr. Es folgten wilde Umarmungen, laute Freudenschreie, grenzenloser Jubel und der Genussmoment mit dem fast 20 Kilogramm schweren und 90 Zentimeter großen Stanley Cup in den Armen auf dem Eis des geschlagenen und entthronten Gegners. "Das ist das Schwerste, was man in seinem professionellen Leben machen kann", sagte er bei Sky nach dem 16. und wichtigsten Sieg der Colorado Avalanche in den Playoffs. "Man hat sich vorgestellt, dass es eine Explosion der Gefühle sein wird. Aktuell fühlt es sich aber einfach unrealistisch an. Das wird ein paar Tage dauern."
Mit 2:1 gewann Colorado in der Nacht auf Montag bei Tampa Bay Lightning, immerhin der NHL-Gewinner der vergangenen beiden Jahre. Mit dem Sieg beim Rivalen schafften die "Avs" den entscheidenden vierten Erfolg in der Finalserie im sechsten Aufeinandertreffen. "Das schlechteste NHL-Team vor fünf Jahren hat seine Reise an die Spitze der Hockey-Welt Sonntagabend vollendet", schrieb die "Denver Post". Am Ende der Saison 2016/17 hatte Colorado den 30. und damit letzten Platz in der NHL belegt. Die Bilanz war verheerend: 56 Niederlagen in 82 Spielen. Und nun das Märchen. Der kanadische NHL-Experte Pierre Lebrun bekannte vor der Finalserie bei "The Athletic" mit hellseherischen Fähigkeiten: "Es fühlt sich wirklich danach an, als ob Colorados Zeit gekommen ist, nachdem mit Geduld und ein paar Optimierungen ein spektakulärer Kader gebildet wurde."
Als Macher des Märchens gilt General Manager Joe Sakic. Der 52-jährige Kanadier ist eine NHL-Legende, seit 2012 Mitglieder der "Hall of Fame" und des Triple Gold Clubs (Stanley Cup, WM-Titel, Olympiasieg). Seine Nummer "19" wird bei den Avalanche nicht mehr vergeben. Die höchste Ehre im nordamerikanischen Sport. Nach zwei Triumphen als prägender Spieler darf er sich auch nun einen großen Anteil am Erfolg anheften. Denn es war vor allem seine Arbeit, die diesen Kader möglich gemacht hat, der ein so schnelles, kreatives und hartes Eishockey spielt. Der ist eine perfekte Mischung aus zugekauften Spielern, die eine überragende Entwicklung genommen haben und Supertalenten wie Bowen Byram und vor allem Cale Makar. Der 23 Jahre alte kanadische Verteidiger erhielt die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Playoffs. Diese große Ehre war zuvor nur den Avalanche-Spielern Sakic (1996) und Torwart Patrick Roy (2001) zuteilgeworden. Zu den großen Stars des Teams gehören der wuchtige Nathan MacKinnon, Nazem Kadri, die Finnen Mikko Rantanen und Artturi Lehkonen sowie Kapitän Gabriel Landeskog, der bereits seit 2011 für die Franchise spielt.