
Darmstadt: Sorge um den Waldkunstpfad
Frankfurter Rundschau
Der Trägerverein, der in diesem Jahr seit 20 Jahren in Kooperation mit dem Darmstädter Forstamt Kunst in den Wald bringt, gerät nun zunehmend in Fokus der Kritik von Umweltschutz-Initiativen.
Im Zusammenhang mit den Baumfällarbeiten von Hessen-Forst im Wald in der Nähe des Darmstädter Böllenfalltors macht sich der Verein für Internationale Waldkunst Sorgen um den Fortbestand des Internationalen Waldkunstpfades, dessen Träger er ist. Wie der Verein mitteilt, werde die Biennale zunehmend für die weitgreifenden Fällungen verantwortlich gemacht.
„Durch unsere Bekanntheit sind wir in den Fokus der Medien gerückt“, sagt Vereinsvorsitzender Peter Schüler. Über die Presse, per E-Mail und in persönlichen Gesprächen hätten Baumschützer:innen die Kulturschaffenden inzwischen aufgefordert, sich aus dem Wald zurückzuziehen. Auch Meike Plörre vom Netzwerk Bergsträßer Wald hatte Ende Januar einen Verzicht der Waldkunst in der geschützten Zone um den Herrgottsberg gefordert. „Walderhalt geht vor Waldkunst!“, meint Plößer.
Die „Rolle des Sündenbocks“ aber will der Verein für Internationale Waldkunst nicht übernehmen. Man sei sich der Gefahr durch von der Dürre geschädigte Bäume „durchaus bewusst“, sagt Vereinsvorsitzender Schüler. Bereits vor sechs Jahren hätten die Organisatoren auf den Klimawandel reagiert und seitdem in Absprache mit Hessen-Forst die Kunst in unproblematischen Bereichen konzentriert. Mit dem Ergebnis, dass nun von 42 gefällten Bäumen nur acht in der Nähe von Kunstwerken gestanden hätten. Installiert worden seien die Exponate in einer Zeit, als der Wald noch gesund gewesen sei.
Zudem habe man in Gesprächen mit Hessen-Forst bewirken können, dass weniger Bäume als zunächst geplant der Säge zum Opfer gefallen seien. „Wir sind natürlich auch dafür, dass so viele Bäume wie möglich stehen bleiben“, betont Waldkunstpfad-Kuratorin Ute Ritschel. Die Idee, Kunst in den Wald zu bringen, entstand um die Jahrtausendwende in Kooperation mit der Forstverwaltung. Dort war man auf Ritschels Biennale „Vogelfrei“, die Kunst in Privatgärten zeigte, aufmerksam geworden. 2002 startete dann die Serie der Waldkunst-Biennalen. Seither wird der Pfad alle zwei Jahre von internationalen Künstlerinnen und Künstlern jeweils unter einem anderen Thema mit Kunstwerken versehen.
Der Weg erstreckt sich auf einer Länge von mehr als drei Kilometern vom Böllenfalltor bis hin zur Ludwigshöhe – vorbei am Goethefelsen, dem Goetheteich und dem Ludwigshöhturm. Auch in diesem Jahr, im Spätsommer, will der Verein wieder international agierende Künstlerinnen und Künstler nach Darmstadt einladen, um in einem dreiwöchigen Symposium Exponate anzufertigen, die dann wieder im Wald präsentiert werden.