
Darmstadt: Jüdisches Leben beleuchten
Frankfurter Rundschau
Daniel Neumann, der Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, wirbt vor dem 9. November für neue Formate im Holocaustgedenken.
Die Liberale Synagoge in Darmstadt galt einst als „Zierde“ der früheren Residenzstadt. Wie die nur wenige Schritte entfernte und im Jugendstil erbaute Orthodoxe Synagoge wurde der prachtvolle und die Dächer Darmstadts überragende Bau der Liberalen Synagoge mit seinen weithin sichtbaren Türmen in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 durch SS- und SA-Trupps in Brand gesetzt. Die Plünderung und Zerstörung der jüdischen Gebetshäuser in der Innenstadt geschah jedoch nicht nur unter Teilnahme staatlicher Organisationen, sondern auch unter aktiver Teilnahme der Darmstädter Bevölkerung.
Wenn Daniel Neumann, der seit 2006 Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen ist, die 1988 eingeweihte Neue Synagoge an der Wilhelm-Glässing-Straße in Darmstadt betritt, dann wird er im Foyer immer an diese verbrecherische Tat erinnert, weil dort ein großes Modell an die Liberale Synagoge erinnert.
Wer an dem Modell vorbeigeht und den Gemeindesaal betreten will, der erblickt über der Saaltür auf Hebräisch und Deutsch die Inschrift „Heilig ist uns das Gedenken an die Opfer ohne Zahl 1933–1945“. Auch an diesem Dienstag soll – coronabedingt in kleinerem Rahmen – an die Zerstörung der Darmstädter Synagogen vor 83 Jahren erinnert werden.