Darf es am Sonntagabend so heftig zugehen?
n-tv
Von außen betrachtet muten "Tatort" und "Polizeiruf" oft ziemlich skurril an: Es wird zwar gemordet, trotzdem ist die Stimmung in den meisten Fällen ganz gut. In den letzten Wochen war das anders.
Erst Snuff-Movies in München, dann der Sexualmord an einer Achtjährigen in Halle: Innerhalb von nur zwei Wochen liefen am Sonntagabend zur besten Sendezeit im Ersten zwei Krimis, die mit der merkwürdig heilen Mord-Welt, die "Tatort" und "Polizeiruf" sonst häufig sind, absolut nichts mehr zu tun hatten. Bei Fernsehkritikern und im Netz gleichermaßen führte das zu heftigen Diskussionen, was Zuschauern zugemutet werden darf - und was eben nicht.
Erst entführte "Schau mich an" die Zuschauer in eine düstere Parallelwelt, in der ein Serienkiller seine mörderischen Fantasien nicht nur an Tieren, sondern auch an Menschen auslebte. Die explizite Darstellung von Gewalt und die Thematisierung von Snuff-Videos sorgten für Diskussionen über die Grenzen der Darstellbarkeit solcher Inhalte im Hauptabendprogramm: "Die wirkliche Welt ist ja auch so schon grausam genug, da genügen mir die Nachrichten und Dokus", schrieb eine Zuschauerin am Tag nach der Ausstrahlung auf der ARD-Facebook-Seite. Ein anderer hatte dagegen "eine der besten Folgen der letzten Jahre" gesehen.
Wenige Wochen später sorgte "Der Dicke liebt" schon vor seiner Veröffentlichung für eine ähnliche Kontroverse. In unserem Schnellcheck zu dem Sexualmord-Fall, der eher Drama als Krimi ist, vergaben wir 9 von 10 Punkten, aber nur "solange man mit dem Thema klarkommt, denn viel düsterer als diesmal in Halle (…) wird es derzeit im deutschen Fernsehen nicht".