
Dabeisein ist nichts
Frankfurter Rundschau
Der deutsche Fußball scheitert daran, 22 Kaderplätze fürs Olympische Turnier zu besetzen. Trainer Stefan Kuntz findet das „kein optimales Zeichen“
Die berühmte Faust in der Hosentasche ballte Stefan Kuntz nicht. Stattdessen hatte der Trainer zumeist die Arme verschränkt und beobachtete im Regenwetter auf der Kleinen Kampfbahn an der Wintersporthalle im Schatten der Frankfurter Arena die erste Trainingseinheit jener Profis, die bald als „Team D Fußball“ die deutschen Farben beim Olympischen Fußballturnier vertreten. In der Übungsstunde vor dem Abflug nach Tokio steckte einiges an Intensität, auch etliches an Spaß, aber trotzdem hätte der 58-Jährige an der Seitenline gerne mehr gesehen – mehr Spieler vor allem. Es spielen vielschichtige Gründe hinein, dass der deutsche Fußball nur 18 von 22 möglichen Akteuren für dieses bedeutende Event nominiert. „Einige Spieler wollten nicht, und dann haben wir einige Vereine, die mit der Unterstützung hinter dem Berg gehalten haben. Ich finde, das ist kein optimales Zeichen. Es gibt sonst wohl keine Sportart, in der nicht alle möglichen Kaderplätze besetzt werden“, sagte Kuntz mit einem süffisanten Lächeln, wo eine sauertöpfische Miene besser gepasst hätte. Für den Erfolgscoach der U21-Europameister bedeutet das: Wenn sich nur ein einziger Feldspieler eine Zerrung holt, das Band anreißt oder an Corona erkrankt, kann die deutsche Mannschaft ihre fünf Wechseloptionen nicht mehr ausschöpfen – es sei denn, die Ersatztorhüter Luca Plogmann (Werder Bremen) oder Svend Brodersen (Yokohama FC) versuchten sich als Feldspieler. Nachnominierungen kann es nicht mehr geben, stellte Kuntz klar: „Wir mussten im Januar eine 100er Liste erstellen. Wir haben alle Spieler auf dieser Liste abtelefoniert. Diese 18 sind übrig geblieben.“More Related News