
Düstere Szenarien
Frankfurter Rundschau
Dass die AfD ein bisschen verloren hat, darf nicht beruhigen. Nötig bleibt eine zukunftsweisende Politik in eine gestaltete Einwanderungsgesellschaft.
Die Tage nach der Bundestagswahl schmecken nach Aufbruch. Irgendwie ist es schön, mal nicht so genau zu wissen, was als Nächstes passiert. Daran, wie viel sich verändern kann und muss werden wir merken, was alles unverändert blieb in den vielen Jahren einer konservativen Regierung. Mal sehen, was geschieht, wenn wir die Konserve öffnen. Ich kann mir verschiedene Szenarien vorstellen. Meine sind manchmal – nicht immer – etwas düster. Dafür mache ich einen zeitlichen Schritt zurück. Es ist September 1991.
Auf dem Marktplatz von Hoyerswerda findet nur wenige Tage nach dem Pogrom gegen Vertragsarbeiter:innen und Geflüchtete ein riesiges Spektakel statt. Die „Westpresse“ ist mit einer Brennpunktsendung angereist. Der Marktplatz ist voller wütender Menschen, die schreien rassistische Parolen, stehen dicht gedrängt.
Auf einer Bühne redet Oskar Lafontaine ungerührt über die „Asylanten“. Ob er „Asylschwemme“ oder „Asylflut“ gesagt hat, weiß ich nicht mehr. Was ich weiß, ist dass er die Stimmung nutzte, um seinen „Asylkompromiss“ durchzudrücken und dass es ihm vollkommen egal war, ob er das Öl dabei zum Feuer trägt oder umgekehrt.