Dänemark lässt sich nicht aus der Ruhe bringen – trotz hoher Inzidenz
Frankfurter Rundschau
Seit September gelten in Dänemark keine Corona-Regeln mehr. Das Modell galt lange als Erfolg, auch dank hoher Impfquote. Jetzt steigen die Infektionszahlen merklich – doch große Aufregung bleibt aus.
Dänemark - Nach zwei Monaten Alltag in Dänemark ohne eine einzige Corona-Restriktion steigen auch hier die Infektionszahlen kräftig an. Während Menschen anderswo in Europa schon wieder vor der Möglichkeit neuer Lockdowns zittern müssen, bleibt die dänische Tonlage erstaunlich ruhig. Gesundheitsminister Magnus Heunicke mahnt zu verstärkter Impfbereitschaft, schließt aber die Wiedereinführung landesweiter Restriktionen klar aus. Zumindest bis auf weiteres.
Auch aus der linken Einheitsliste, seit Beginn der Pandemie stets unerschütterlichste Verfechterin weitgehender Beschränkungen im Kampf gegen die Pandemie, kommen beruhigende Worte: „Es gibt keinen Bedarf an Restriktionen im herkömmlichen Sinn“, sagt ein Fraktionssprecher. Weil praktisch alle Parteien im Folketing darin einig sind, beruhigte die Zeitung „Politiken“ ihre Leserschaft: „Trotz steigender Inlandszahlen und höherer Corona-Belegung der Krankenhäuser wird es den Winter über keine Shutdowns geben.“
Damit setzt Dänemark den eingeschlagenen Weg fort, Corona nicht mehr als akute Bedrohung der Gesellschaft einzustufen. Die Aufhebung sämtlicher Restriktionen am 10. September, als erstes Land in Europa, hat gerade erst wieder die Herbstwelle reiselustiger Deutscher an der Nordseeküste ins Staunen versetzt: keine Maskenpflicht, unbegrenzter Zutritt für alle Menschen zu Cafés, Museen, Fußballstadien und Nachtclubs. Kindergärten sowie Schulen laufen im Normalbetrieb. 3G oder 2G sind Begriffe, mit denen hier niemand etwas anfangen kann. Ihre Corona-Pässe benötigen Däninnen und Dänen nur noch bei Auslandsreisen.