
Courtney Barnett: „Things Take Time, Take Time“ – Lethargische Anti-Heldin
Frankfurter Rundschau
In ihren neuen Songs plädiert die Australierin Courtney Barnett für Behutsamkeit und Wärme.
Die Platte fängt schon mal schön slackermäßig an: „In the morning I’m slow / I drag a chair over to the window / And I watch what’s going on“, singt Courtney Barnett im Opener ihres dritten Studioalbums und scheint damit ihr Image als lethargische Antiheldin zu bestätigen, für die es schon an Aktionismus grenzt, Hunde, Kinder und die Müllabfuhr in der songtitelgebenden „Rae Street“ zu beobachten. Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, die australische Singer-Songwriterin aufgrund dieser Zeilen in die Schublade „verschlurft, aber sympathisch“ einzusortieren.
„Things Take Time, Take Time“ entstand wie so viele aktuell erscheinende Alben während des globalen Lockdowns und ist darüber hinaus das Dokument persönlicher Erschöpfungszustände. Nach der Tournee zu ihrem zweiten Album fühlte sich die Künstlerin extrem ausgelaugt, eine Reihe dramatischer Ereignisse – die Trennung von ihrer langjährigen Partnerin und Musikerkollegin Jen Cloher, die Buschfeuer in Australien und der Beginn der Pandemie – verstärkte Barnetts deprimierte Stimmung noch.
Um sich selbst aus dem dunklen Loch zu ziehen, wählte Barnett eine andere Strategie als ihre Stream-of-Consciousness-Lyrics mit sarkastischem Unterton, die man von früheren Songs kannte. Zwar liegt der Fokus noch immer auf den kleinen, scheinbar bedeutungslosen Dingen und Situationen des Alltags – aber nun schöpft Barnett Kraft daraus, dass die Blumen blühen und Vögel singen, worüber sie im von einer Drum Machine (gemeinsam mit Warpaint-Schlagzeugerin Stella Mozgawa programmiert) angetriebenen „Turning Green“ sinniert, energetisches Zentrum dieser ansonsten sanft und luftig instrumentierten Platte.