Corona-Zahlen zum Jahreswechsel in Deutschland ungenau
DW
Gesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt, dass die Infektionsrate mit dem Coronavirus in Deutschland zwei- bis dreimal höher ist, als in den Statistiken angegeben. Sein Appell an die Deutschen: Vorsicht an Silvester.
Wegen Meldeverzögerungen über die Weihnachtstage sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine deutlich kritischere Corona-Lage in Deutschland. Er sei zu der Einschätzung gekommen, "dass die tatsächliche Inzidenz derzeit zwei bis drei Mal so hoch ist wie die ausgewiesene", sagte der SPD-Politiker in Berlin. Er appellierte an alle Bürger, den Jahreswechsel so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstehen: "Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde und gefährden Sie sich nicht gegenseitig."
Lauterbach rechnet "in wenigen Wochen" mit einem deutlichen Anstieg der Infektionen mit der neuen Virusvariante Omikron sowie der Fallzahlen insgesamt. Den momentan zu beobachtenden Rückgang der Fallzahlen halte er nicht für nachhaltig.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt mit 205,5 an - allerdings mit der Einschränkung, dass die Daten ein unvollständiges Bild abgeben könnten. Am Vortag hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen bei 215,6 gelegen, vor einer Woche bei 289,0. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI nun binnen eines Tages 40.043 Neuinfektionen mit dem Coronavirus, weitere 414 Menschen starben in Zusammenhang mit einer Infektion.
Experten hatten bereits zuvor darauf hingewiesen, dass die amtlichen Zahlen momentan nur bedingt aussagekräftig sind. Hintergrund sind weniger Tests etwa am Arbeitsplatz, wie Lauterbach ausführte. Zudem würden auch weniger Testergebnisse weitergemeldet. Dabei sei den Gesundheitsämtern kein Vorwurf zu machen. Über die Feiertage mache sich dort aber ein genereller Personalmangel bemerkbar.
Der Minister betonte, dass zur Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz am 7. Januar "eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage" vorhanden sein werde. Bund und Länder hatten den Termin verabredet, um die Lage neu zu bewerten.