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Corona-Krise: „Impfstoff-Apartheid“ wird zur Goldgrube für Biontech
Frankfurter Rundschau
Das Coronavirus mutiert sich in armen Ländern durch griechische Alphabet. Daran verdienen Pharma-Konzerne ein Vermögen. Der FR-Gastbeitrag.
Frankfurt am Main - Im dritten Quartal 2021 erzielte der Pharmariese Pfizer zwei Drittel seines Konzernumsatzes mit dem Verkauf des Corona-Impfstoffs Comirnaty. Das in Mainz „An der Goldgrube“ ansässige Unternehmen Biontech machte im Jahr 2020 zwischen Juli und September einen Umsatz von 67,5 Millionen Euro und erwirtschaftete einen Verlust von 210 Millionen. Im gleichen Zeitraum 2021 wuchs der Umsatz auf sechs Milliarden Euro. Nahezu das Einhundertfache. Mit einem Nettogewinn in diesen drei Monaten von 3,2 Milliarden Euro. Biontech hält die Patente auf die Vakzine, Pfizer hat die Produktionsstätten und Vertriebskanäle.
Öffentliche Haushalte zahlreicher Länder subventionierten die Entwicklung der Corona-Impfstoffe auf vielfältige Art. Das Überstehen der riskanten unternehmerischen Phase wurde den Konzernen dadurch ermöglicht. Diese vermitteln dennoch wie selbstverständlich das Narrativ des privatwirtschaftlichen Wunders der gesamten Entstehungsgeschichte.
Der „Risikokapitalgeber Allgemeinheit“ ist bei wesentlichen Entscheidungen zur Bekämpfung der Pandemie außen vor, denn Hüter der Patente bleiben die Konzerne. Über ihr Monopol bestimmen sie Mengen und Preise des begehrten Serums. Mit fatalen Folgen: Es kommt zu einer „Impfstoff-Apartheid“. Die armen Länder sind fast vollständig vom Zugang zu Impfstoffen abgeschnitten. 2,5 Milliarden Menschen können nicht geimpft werden, weil es ihnen an Geld mangelt.