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Corona-Impfung: Warten auf den universellen Schutz
Frankfurter Rundschau
Weltweit arbeiten Forschungsteams an Impfstoffen gegen verschiedene Varianten von Coronavirus / Bei Biontech/Pfizer sollen die klinischen Tests bald beginnen
Frankfurt am Main – Die auf die Omikron-Variante BA.1 zugeschnittenen Impfstoffe der verschiedenen Hersteller sind noch nicht zugelassen, da ist das Coronavirus längst weiter mutiert. Aktuell dominieren die Subtypen BA.4 und BA.5 das weltweite Infektionsgeschehen – doch die nächste Variante ist bereits im Anmarsch: BA.2.75, ebenfalls ein Omikron-Subtyp, wurde gerade erst in Indien identifiziert und ist bereits in Deutschland angekommen. Was man bisher über BA.2.75 weiß: noch mehr Mutationen, davon acht gegenüber BA.2 am Spike-Protein, möglicherweise noch ansteckender – das Wissenschaftsmagazin „Science.thewire“ schreibt von einem „extrem schnellen Wachstum“. Bislang sieht es so aus, als könne die Entwicklung angepasster Vakzine kaum Schritt halten mit der des Virus.
Auch wenn die Hersteller darauf hinweisen, dass ihre neuen Booster gegen BA.4. und BA.5 wirken (wie gut, ist allerdings ungewiss): Wirklich beenden ließe sich diese suboptimale Lage nur durch einen Universalimpfstoff. Einen, der einen breiteren Schutz vor verschiedenen und möglicherweise künftigen Varianten von Sars-CoV-2 bietet. Der eventuell auch noch andere Coronaviren umfasst, teilweise sogar solche, die bislang nur in Tieren vorkommen, aber irgendwann auf Menschen überspringen könnten. Der idealerweise nicht nur vor schwerer Erkrankung schützt, sondern auch vor Infektion – und das nicht nur einige Monate lang.
Daran gearbeitet wird bereits, mit unterschiedlichen Technologien. Ein gemeinsamer Nenner vieler Ansätze ist der weitgehende Abschied von der Fixierung auf nur ein Spike-Protein, denn ausgerechnet diese als Antigen genutzt Andockstelle des Virus war bisher von besonders vielen Mutationen betroffen. Wie schwierig die Entwicklung eines Universalimpfstoffs gegen einen sich oft verändernden Erreger allerdings ist, zeigen Erfahrungen aus der Influenza-Forschung. Dort versucht man seit Jahrzehnten vergeblich, ein solches Vakzin herzustellen.
Zu den Teams, die an universellen Corona-Impfstoffen arbeiten, gehören auch Biontech/Pfizer. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wollen das Mainzer Unternehmen und sein Partner aus den USA in der zweiten Jahreshälfte damit beginnen, „Impfungen der nächsten Generation, die vor einer Vielzahl von Coronaviren schützen“, an Menschen zu testen. Diese „Pan-Corona-Impfstoffe“ zielen nicht nur auf Sars-CoV-2 samt Varianten, sondern auch auf andere Coronaviren wie Sars-CoV-1, das 2002/2003 eine Pandemie ausgelöst hatte, oder Mers, das 2012 identifiziert wurde und bislang nur auf der Arabischen Halbinsel aufgetreten ist.
Daneben arbeiten die beiden Pharmafirmen auch an Impfstoffen, die stärker als bisher die T-Zellen stimulieren und eine zelluläre Immunität aufbauen sollen. Die aktuellen mRNA-Impfstoffe regen vor allem die Bildung von Antikörpern an. Diese richten sich direkt gegen die Viren, während T-Zellen von Viren befallenen Zellen ausschalten. Laut Reuters ziele dieser Ansatz darauf, gewappnet zu sein, sollte Sars-CoV-2 in einer Weise mutieren, die es krankmachender werden lässt. In der Wissenschaft gibt es die Hypothese, dass vor allem T-Zellen für den Schutz vor schwerer Erkrankung verantwortlich sind.