
Corona dominiert Unwort-Wahl
DW
Viel Corona, wenig Klima: Die bislang eingereichten Vorschläge für das „Unwort des Jahres“ 2021 thematisieren vor allem die Pandemie und ihre Auswirkungen. Noch bis zum 31. Dezember nimmt die Jury Vorschläge entgegen.
Die Corona-Pandemie beeinflusst wie schon im Jahr zuvor auch 2021 die Suche nach dem „Unwort des Jahres“. Bis zur ersten Dezemberwoche seien rund 600 Einsendungen eingegangen, mehr als 90 Prozent davon aus dem Themenbereich Corona, sagte Constanze Spieß, die Sprecherin der Jury der sprachkritischen Aktion.
Aktuell schlage sich auch die Impfdebatte in den eingereichten Begriffen nieder. Genannt wurden etwa Worte wie „Impfmassaker“, aber auch „Querdenker“ oder „systemrelevant“. Corona dominiert nach Einschätzung der Marburger Sprachwissenschaftlerin die Vorschläge sogar noch mehr als 2020.
Auffallend sei hingegen, dass das Thema Klimawandel nicht so präsent sei. „Das wundert mich umso mehr, weil wir ja gerade einen Wahlkampf hinter uns haben, in dem das Thema doch sehr zentral verhandelt wurde.“, so Spieß. Ein Wort in dem Zusammenhang sei allerdings gleich mehrfach eingereicht worden: „Öko-Terrorismus“.
Vereinzelt gebe es auch Einsendungen aus den Themenfeldern Migration, Klima und Gender. Entwicklungen im Bereich Migration greift zum Beispiel der vorgeschlagene Begriff „Pushback“ auf, der im Zusammenhang mit möglichen illegalen Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen verwendet wurde. Während der laufenden Unwort-Aktion sind noch Einsendungen bis zum 31. Dezember möglich. Interessierte können über ein Online-Formular oder per E-Mail ( vorschlaege@unwortdesjahres.net) Vorschläge einreichen, am 12. Januar wird das „Unwort des Jahres“ 2021 dann in Marburg bekanntgegeben.
Im vergangenen Jahr hatte die Jury um die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich mit „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“ erstmals zwei Begriffe ausgewählt, um deutlich zu machen, dass Sprachkritik nicht nur bezüglich der Pandemie, sondern auch in anderen Bereichen notwendig bleibe. Unwörter waren zuletzt „Klimahysterie“ (2019), „Anti-Abschiebe-Industrie“ (2018), „alternative Fakten“ (2017), „Volksverräter“ (2016), „Gutmensch“ (2015) und „Lügenpresse“ (2014). Anfang Dezember hatte die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden „Wellenbrecher“ zum „Wort des Jahres“ gekürt. Die Unwort-des-Jahres-Aktion war 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert worden. Die Aktion soll auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Sie rügt Wörter und Formulierungen, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Vorschläge müssen eines der Kriterien erfüllen, die Häufigkeit der Nennung spielt keine Rolle. rh/suc (mit dpa/epd)