Corona: Die Spaltung der Gesellschaft verhindert einen rationalen Diskurs
Frankfurter Rundschau
Die Corona-Pandemie entzweit die Gesellschaft. Das verhindert einen rationalen Diskurs. Denn wichtig ist, alles in Frage stellen zu dürfen, auch die 2G-Regel.
Frankfurt - Fast schon wie aus einer anderen Zeit wirken die Bilder aus der Anfangsphase der Pandemie. Als die Menschen klatschten für das Pflegepersonal und alle zwar nicht physisch, aber doch im Geiste dicht beieinander zu sein schienen im „Kampf gegen das Virus“. „Flatten the curve“, lautete die Losung und „Zusammen gegen Corona“. 20 Monate ist das her. Im Rückblick kann man die seither vergangene Zeit auch wie die Chronologie einer Spaltung lesen. Man wusste anfangs nicht viel über das „neuartige Coronavirus“.
Mittlerweile wurden kaum zählbare Studien publiziert, in nie dagewesener Geschwindigkeit Impfstoffe entwickelt und Millionen Menschen verabreicht. Ein großer Erfolg, zweifellos. Das Wissen über Sars-CoV-2 ist enorm gewachsen. Für mehr Klarheit sorgt das allerdings nicht automatisch. Nicht immer fällt es leicht, zwischen angenommenen Wahrheiten und gesicherten Erkenntnissen zu unterscheiden.
In der Anfangszeit schweißte die Angst die Menschen zusammen, heute wirkt sie trennend. Erste Risse taten sich bereits im Frühjahr 2020 auf, als einige die Gefährlichkeit oder gar die Existenz des Corona-Erregers infrage stellten, die Bewegung der „Querdenker“ kam auf. Es war der Beginn von Spaltungsprozessen, die wenig später nicht mehr nur entlang extremer Positionen verliefen. Vielmehr standen sich bald breite Teile der Gesellschaft immer unversöhnlicher gegenüber. Auch die Wissenschaft blieb nicht frei von Friktionen.