Corona: Deutschland auf dem Weg ins Ungewisse
DW
Die meisten Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland werden beendet. Dabei sind die Infektionszahlen hoch - und das größte Problem des Landes ist nicht gelöst: Im westeuropäischen Vergleich bleibt die Impflücke groß.
Dirk Paessler ist derzeit mit seinen Modellen zur Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland am Ende. Dabei hat der Unternehmer in den vergangenen zwei Jahren häufig sehr genau die Entwicklung der Pandemie in Rechenmodellen beschrieben.
Niemand könne jetzt sicher prognostizieren, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln würden, sagt der Unternehmer aus Süddeutschland.
Fast überall in Deutschland fallen an diesem Wochenende die meisten Corona-Schutzmaßnahmen: In Geschäften müssen keine Masken mehr getragen werden, in Restaurants werden von den Gästen weder Impfnachweise noch negative Testergebnisse mehr verlangt. Deutschland folgt damit dem Beispiel seiner westeuropäischen Nachbarländer.
Dabei gibt es einen großen Unterschied: Während in Spanien in den meisten Regionen im Sieben-Tages-Durchschnitt bei weniger als 300 Menschen am Tag pro 100.000 Einwohner eine Coronavirus-Infektion registriert wird, sind es in Deutschland in vielen Landstrichen mehr als 2000. Deutschland verzeichne Höchststände und "die höchste Dunkelziffer" der ganzen Pandemie, sagt Paessler im Gespräch mit der DW.
Es sei unverantwortlich, jetzt "ohne Not alle Regeln fallen zu lassen", meint Paessler. Niemand könne die weitere Entwicklung der Pandemie in Deutschland voraussagen. Bis heute fehle es an flächendeckenden Abwasser-Untersuchungen wie in Großbritannien. Dort können steigende Corona-Infektionen regional früh erkannt werden. "Wollen wir hoffen, dass nicht irgendwann ein noch ansteckenderes Virus auftaucht", das kränker mache als die Delta-Variante, sagt Paessler. Deutschland würde den "Anfang gegebenenfalls gar nicht merken, bis die Intensivstationen wieder ohne Vorwarnung volllaufen." Paessler hat mit Beginn der Pandemie begonnen, eigene Infektions-Modelle zu berechnen, weil ihm die Grafiken vieler staatlicher Institutionen in Deutschland zu ungenau waren. Eigentlich arbeitet er als Manager für zwei Klimaschutz-Unternehmen in Süddeutschland.