
COP26 in Glasgow: Die Uhr tickt weiter
Frankfurter Rundschau
Die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow ist zur Hälfte vorbei, und es zeigt sich: Die Regierenden haben grundsätzlich begriffen, wohin die Reise gehen muss. Aber das reicht nicht. Der Leitartikel.
Glasgow – Halbzeit beim UN-Klimagipfel COP26. Das ist, wie immer bei diesen Treffen, die Zeit der Demonstrationen. Diesmal sind die Proteste noch größer als früher, als es noch keine globale „Fridays for Future“-Bewegung gab. Auch „Fridays“-Ikone Greta Thunberg ist dabei. Sie will sicherstellen, dass es nicht nur wieder „Blablabla“ gibt statt wegweisender Beschlüsse zur Rettung des Weltklimas.
Das ist, einerseits, ein Missverständnis. Denn der Glasgow-Gipfel kann so, wie er angelegt ist, das Klima gar nicht retten. Es geht vor allem um technische Regeln, damit der 2015 geschlossene Pariser Klimavertrag komplett umgesetzt werden kann, etwa in Bezug auf den internationalen Handel mit Emissionsrechten. Konkrete, verpflichtende Ziele und Schritte zur CO2-Einsparung können die Delegierten nicht vorgeben. Das ist der Job der Regierungen der Vertragsstaaten. Sie wollten und wollen sich nicht hereinreden lassen. Das war der Grund dafür, dass der Klimagipfel 2009 in Kopenhagen floppte. Damals sollte, sechs Jahre vor Paris, schon einmal ein globaler Klimavertrag geschlossen werden – mit viel mehr Macht für die an den UN-Gipfeln Beteiligten. Das war nicht durchsetzbar.
Andererseits hat Thunberg natürlich recht. „Blablabla“ hat es auf den 25 UN-Klimagipfeln bisher genug gegeben. Und siehe da: Tatsächlich ist schon nach der Hälfte der Konferenz klar, dass hier mehr herausgekommen ist als bei vielen Vorgängertreffen. Der Druck, bei der Bilanz der Paris-Versprechen nicht völlig zu versagen, hat einige Nachzügler dazu gebracht, ihre nationalen CO2-Strategien nachzuschärfen.