
Colin Niel „Nur die Tiere“: Bauer sucht schon lang nicht mehr
Frankfurter Rundschau
Von der Einsamkeit des Landlebens erzählt Colin Niels Kriminalroman „Nur die Tiere“.
Fünf Sozialarbeiterinnen für viertausend Bauern“, so beschreibt Alice ihren Job, denn sie ist eine der fünf, „wir fahren die Höfe der Gegend ab und treffen uns mit denen, die kaum noch jemand besucht, sagen ihnen Nein, ihr seid nicht alleine, ihr habt Rechte“. Joseph Bonnefille geht es nicht gut, seit seine Mutter starb; und er wäre nicht der erste Bauer, der sich das Leben nimmt. Alice hat plötzlich das Gefühl, sie müsse diesem einsam unter Tieren Hausenden nicht nur Rat anbieten, sondern ihn auch trösten – oder muss sie in Wahrheit sich selbst trösten, weil ihre Ehe kaputt geht, eigentlich bereits kaputt ist? Sie beginnt also eine Liebschaft mit Joseph, einem Schafzüchter vom Causse. Colin Niels „Nur die Tiere“ ist insofern ein Kriminalroman, als eine Frau verschwindet, die reich verheiratete, immer schicke Evelyne Ducat. Kann sein, dass sie beim Spazierengehen verunglückt ist, der berüchtigte Tourmente schlug los an diesem 19. Januar. Kann sein, dass sie ermordet und versteckt wurde. Trotz des Wetters schickt die Polizei Suchtrupp um Suchtrupp in die Berge. Vergeblich. Was nicht bedeutet, dass der 1976 in Clamart, südwestlich von Paris geborene Colin Niel der Leserin die Auflösung verweigert. Er umkreist das Geschehen, er trägt Details zusammen, indem er verschiedene Personen erzählen lässt. Jede und jeder weiß etwas, manchmal Entscheidendes. Aber der Polizei gegenüber halten alle ihren Mund. Es ist, als ob in dieser nicht eben dicht bevölkerten Gegend eine Art Schweigegelübde gilt – selbst dann, wenn man den Nachbarn nicht ausstehen kann.More Related News