
Colin Linden: „Blow“ – Southern-Bräu, elektrisch
Frankfurter Rundschau
„Blow“ von Colin Linden ist eine Blues-Hommage, wie sie frischer nicht sein kann.
Vier Jahrzehnte mussten vergehen, bevor seine elektrische Gitarre die reine Lehre verkünden durfte. Fast ein Menschenalter, in dem Colin Linden als gefragter Gastmusiker und Produzent brilliert, als Solo-Artist dagegen kaum wahrgenommen wird. Heute hat der Kanadier ungeheure 61 Jahre auf dem Buckel und vollendet das, was ihm Howlin’ Wolf einst aufgetragen hat.
„Blow“ heißt eine neue Veröffentlichung, die elf Songs enthält und eines der wegweisenden Bluesalben unserer Tage ist. Selten hat Hommage frischer und jünger geklungen, selten wurde das Genre variationsreicher aufgeraut. Ohne Schnickschnack und Effekthascherei haben Linden und seine Kumpels Gary Craig und Johnny Dymond zusammengezimmert, was dem Wahren eine meisterliche Tragfläche ist. Auf dem Titelstück spielt die Ehefrau Janice Powers eine Hammondorgel: keineswegs perfekt, laut ihrer eigenen Aussage eher „wie eine derangierte Kirchen-Lady“.
„4 Cars“ taktet sofort ein, eröffnet eine Sammlung, die keinen Lückenbüßer kennt, sich durchfedert bis zum Schluss. Rund 47 Minuten – ohne Langeweile, ohne Selbstbeweihräucherung. Hier regiert vielmehr der Wille zum Bodenständigen, zum gehackten Riff, einem aus Piano und Harp, Bass und Drums meisterlich angerührten Southern-Bräu.