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"Coach" Boateng lenkt und rettet seine Hertha
n-tv
Im Relegations-Hinspiel muss Kevin-Prince Boateng von der Bank aus mit ansehen, wie sein Team dem Abstieg entgegentrudelt. Im Rückspiel beim Hamburger SV hält er das Drama auf. Als Flüsterer von Trainer Felix Magath, als emotionaler Anführer. Nach dem Klassenerhalt verteilt er viel Lob.
Kevin-Prince Boateng hatte in der Nacht zu Dienstag noch einen Endgegner: Niklas Stark und seinen Musikgeschmack. Der scheidende Hertha-Verteidiger wollte den mutmaßlichen DJ im Bus auf der Rückfahrt nach Berlin bezirzen, doch ein paar Schlager zu spielen. "Ich drücke auf die Tränendrüse und sage 'Ey, komm, ist meine letzte Fahrt heute'", so der 27-Jährige, der die letzten sieben Jahre bei Hertha BSC verbracht hat und nun weiterzieht zu einem noch unbekannten Verein. Weiterzieht nach dem geschafften Klassenerhalt, den die Berliner dank des 2:0 (1:0) im Relegations-Rückspiel beim Hamburger SV klarmachten.
Mehr Wille als im Hinspiel, mehr Zweikampfhärte, mehr Präsenz, so entzauberte Hertha den HSV und hielt berechtigt die Klasse. "DJ Prince" hatte daran einen großen Anteil. "Ich habe die Jungs vor dem Spiel gefragt, ob sie Hunger haben. Die haben alle gesagt, dass sie Hunger haben. Ich habe gesagt, lasst uns rausgehen und essen. Wir haben gegessen", sagte er nach dem Sieg metaphorisch.
Bei der 0:1-Pleite im Hinspiel im Berliner Olympiastadion hatte Boateng noch 90 Minuten auf der Bank gesessen, für das Rückspiel aber setzte Trainer Felix Magath auf seinen Oldie. "Prince ist ein Finalspieler. Er weiß, wie das geht. Ihn braucht die Mannschaft jetzt beim Finale", hatte er vorab gesagt - und er sollte recht behalten. Der Ur-Berliner, dessen Wechsel zurück nach Berlin vor allem mit seiner Mentalität und seiner Verbundenheit zum Klub zu tun hatte, gab auf dem Platz den "aggressive Leader", den Lenker und Einweiser. Immer wieder gestikulierte er abseits des Balls mit seinen Mitspielern, besprach sich in der Behandlungspause von Mario Vuskovic nach einer guten halben Stunde mit Ishak Belfodil und Stevan Jovetic - und hatte selbst eine Passquote von 87 Prozent. Zwei Hackentricks im Mittelkreis unter ärgster Bedrängnis in der zweiten Hälfte, als der HSV noch einmal zunehmend versuchte, den Nicht-Aufstieg doch noch abzuwenden, brachte ihm Szenenapplaus ein. Natürlich nur aus der Kurve der Hertha-Fans.