Claudia Roth muss die Kritik des Zentralrats der Juden ernst nehmen
Die Welt
Blockt die Documenta die Debatte um den Antisemitismus ihrer Künstler ab? Das legt ein Brief nahe, den der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, an Kulturstaatsministerin Claudia Roth geschrieben hat. Der Umgang mit dem Vorwurf lässt tief blicken.
Die Documenta will nicht zur Ruhe kommen. Im Januar waren Vorwürfe laut geworden, dass einige der an der Großausstellung in Kassel teilnehmenden Künstlern antisemitische oder antiisraelische Positionen vertreten könnten. Besonders das palästinensische Kollektiv „The Question of Funding“ stand in der Kritik, weil es mit einem Kulturzentrum kooperiert, das nach Khalil al-Sakakini benannt ist – einem arabischen Hitler-Sympathisanten und Propagandisten des gewalttätigen Kampfs gegen die Gründung des Staates Israel. Andere Documenta-Akteure stünden der Initiative „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ (BDS) nahe, die vom Deutschen Bundestag 2019 als antisemitisch eingestuft wurde.
Die Leitung der Documenta wies das zurück und betonte, dass diese Vorwürfe „einen kritischen Dialog und eine produktive Debatte“ verhinderten. Sie lehne Antisemitismus entschieden ab, wie auch – gleichrangig genannt – „Rassismus, Extremismus, Islamophobie und jede Form von gewaltbereitem Fundamentalismus“.