Christian Eriksen: Rückkehr mit Lebensretter in der Brust
DW
Nach seinem Herzstillstand bei der EM 2020 feiert der Däne ein Comeback als Profi - mit implantiertem Defibrillator. Ex-Profi Daniel Engelbrecht weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, mit einem solchen Gerät zu spielen.
In der 52. Spielminute war es soweit: Neun Monate nach seinem Herzstillstand beim EM-Spiel Dänemarks gegen Finnland hat Christian Eriksen sein Comeback im Profifußball gefeiert. Im Premiere-League-Spiel des FC Brentford wurde er gegen Newcastle United eingewechselt. Als er das letzte Mal auf dem Rasen gestanden hatte, war er in der ersten Halbzeit ohne Vorwarnung zusammengebrochen und musste minutenlang wiederbelebt werden. Ein Schock für alle Fans im Stadion aber auch für diejenigen, die Spiel im Fernsehen verfolgten, so wie Ex-Profi Daniel Engelbrecht, bei dem vor Jahren während eines Fußballspiels ebenfalls kurzzeitig der Herzschlag aussetzte.
"Ich habe mir das Spiel mit Freunden in einem Restaurant angesehen. Als Christian Eriksen zusammenbrach, war ich wie erstarrt. Mit jeder Sekunde, die er ohne Herzschlag dalag, wurde meine Angst größer. Ich wusste, je länger er am Boden lag, desto gefährlicher wurde es." Engelbrecht weiß genau, was Eriksen durchmachte, als er im vergangenen Jahr während der Fußball-EM auf dem Platz kollabierte. Im Juli 2013 hatte Engelbrecht selbst einen Herzstillstand erlitten und war während eines Spiels der Stuttgarter Kickers in der 3. Liga auf dem Platz zusammengebrochen. Erst nach 20 bis 30 Sekunden konnte ein Teamkollege ihn wieder "aufwecken".
"Das war für mich der schwerste und emotionalste Tag in meinem Leben", erinnert sich Engelbrecht im Gespräch mit der DW. "Zwei Tage zuvor hatte ich einen neuen Dreijahresvertrag bei den Stuttgarter Kickers unterschrieben, und der Arzt hatte mir gesagt, dass ich körperlich in bester Verfassung sei. Ich hätte nie gedacht, dass mit meinem Herzen etwas nicht in Ordnung sein könnte."
Als Grund für seinen Zusammenbruch wurde später eine Herzmuskelentzündung festgestellt. In den vergangenen Jahren hat Engelbrecht versucht zu vergessen, was ihm widerfahren ist. "Aber die Situation mit Christian Eriksen hat mein Erlebnis vom 20. Juli 2013 wieder zum Leben erweckt", sagt er.
Engelbrecht kehrte erst 18 Monate später nach vier Operationen zurück - mit demselben Typ von implantierbarem Kardioverter-Defibrillator (ICD) in der Brust, der auch bei Christian Eriksen einige Tage nach seinem Zusammenbruch eingesetzt wurde. "Ich war der erste Fußballspieler in Deutschland, der mit einem ICD spielte", sagt Engelbrecht. "Es gibt Leute, die einen ICD haben und einfach nur Fußball spielen, aber als Profi ist das anders, da trainierst du jeden Tag und stehst unter Druck. Die Ärzte sagten mir, dass sie besorgt seien, weil sie keine Erfahrung damit hätten. Aber meine Liebe zum Fußball war größer als meine Angst vor dem Tod."