CDU-Vorsitz: Der bisher unbekannte Friedrich Merz
Frankfurter Rundschau
Friedrich Merz fährt bei der Mitgliederbefragung zum CDU-Vorsitz einen triumphalen Erfolg ein. Hat er sein Ziel trotz oder wegen der Selbstinszenierung als Mann der Mitte erreicht? Ein Kommentar.
Die Veranstaltung war als Pressekonferenz angekündigt, aber das muss ein Irrtum gewesen sein. Die CDU wollte bekanntgeben, wie die Urabstimmung über den Vorsitz ausgegangen war. Das tat sie nebenbei auch, aber eigentlich fand im Konrad-Adenauer-Haus eine Inszenierung mit dem Titel „Die Partei lebt“ statt. So drückte es der Triumphator des Tages, Friedrich Merz, aus, und offenbar fanden alle auf der Bühne, dass das mal erwähnt werden müsse.
A propos Inszenierung: Die Krönungsmesse, der freundlicherweise einige wenige Fragen von Journalistinnen und Journalisten nachgeschaltet wurden, galt in Wahrheit einem bisher Unbekannten. Er sah zwar aus wie Friedrich Merz und hörte sich rein stimmlich auch so an. Aber seine Worte hatten mit der ideologischen Mischung aus hartem Neoliberalismus und gesellschaftlichem Konservatismus, die alle Welt von dem Sauerländer kennt, nichts zu tun.
Alles plötzlich sozialer, offener, weiblicher: Was ist geschehen mit dem Mann, der sich die Zeit zwischen zwei politischen Karrieren im Aufsichtsrat eines Finanzinvestors vertrieben hat? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder er hat seine Überzeugungen zum guten Teil über Bord geworfen, oder er hat nur so getan.