Cartoonist Martin Perscheid ist tot
ProSieben
Wer sich plötzlich vor Lachen schütteln muss, im Nachhall aber vielleicht ins Grübeln gerät, der hat vermutlich einen Perscheid- Cartoon gesehen.
Er schuf tausende Cartoons. Seine Protagonisten sind oft wohlbeleibt, ausgestattet mit knolligen Nasen, und Kulleraugen und oft genug: politisch völlig inkorrekt. Martin Perscheid überschritt zeichnend Grenzen, was den Betrachter lauthals und herzhaft lachen ließ, vielleicht sogar über sich selbst. Er zielte mal auf Dicke, mal lauf Dünne, widmete sich gerne auch Frauen- und Männerklischees. Manchmal waren seine Cartoons zotig, manchmal bitterböse, vielleicht für viele nicht leicht verdaubar, aber oft komisch. Jetzt ist der Künstler im Alter von 55 Jahren gestorben. "Martin Perscheids Humor war nicht erfrischend, er war schwarz. Er wollte mit seinen Cartoons nicht nur spielen, sondern zubeißen. Dort, wo es wehtut und wo andere sich lieber wegducken, weil es kaum auszuhalten ist", brachte es die Programmleiterin des Oldenburger Lappan Verlages, Antje Haubner, am Donnerstag auf den Punkt. "Wir trauern um einen der größten deutschen Cartoonisten und um einen lieben Freund. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie." Im Lappan Verlag erschien 1995 sein erstes Buch. Der in Wessling geborene Rheinländer schuf unter dem Titel "Perscheids Abgründe" über 4.300 Cartoons. Seine Cartoons mit dem Versalien-Schriftzug "PERSCHEID" am Bildrand waren in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften zu finden. "R.I.P. Vielen Dank für die unzähligen Momente in denen ich lachen, nachdenken oder mich wundern durfte", schrieb einer seiner Fans auf der Facebook-Seite des Verlags. Perscheid war bekannt und auch geehrt. 2002 erhielt er den "Max & Moritz-Preis" für die beste deutsche Comic-Serie. 2004 belegte er den dritten Platz beim Deutschen Karikaturenpreis, 2018 ebenfalls den dritten Platz beim Deutschen Cartoonpreis. Die Stadt Wesseling verlieh ihm 2006 die Kulturplakette. Die Caricatura in Kassel ehrte ihn 2016 mit dem "Denkmal für den unbekannten Idioten", das seitdem auf dem Vordach der Caricatura am Kasseler Kulturbahnhof steht.More Related News