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Carlos Mäder aus Ghana: Olympia-Traum erfüllt mit 43 Jahren
DW
Carlos Mäder wird in Ghana geboren und wächst in der Schweiz auf - mit dem Wunsch Fußballprofi zu werden. Doch der Plan ändert sich: Bei den Olympischen Spielen in Peking vertritt er sein Heimatland im Riesenslalom.
Wohl niemand hätte es dem Olympia-Debütanten Carlos Mäder verübelt, wäre er am Sonntag beim Riesenslalom der Männer auf der Olympia-Piste von Yanqing vorsichtig gefahren. Im dichten Schneetreiben hatten selbst die erfahrenen Top-Fahrer mit den Bedingungen zu kämpfen. Der Wettkampf mussten immer wieder unterbrochen werden, damit Helfer die Piste räumen konnten. Wegen des vielen Neuschnees verzögerte sich der zweite Lauf um fast zwei Stunden.
Doch Mäder, mit 43 Jahren der älteste alpine Skirennläufer bei den Olympischen Winterspielen, versuchte erst gar nicht, Vorsicht walten zu lassen. Ghanas einziger Vertreter in Peking wollte schnell sein. "Wenn man nichts riskiert, ist man weit hinten, also heißt es immer Vollgas", sagte Mäder der DW. "Ich will immer so schnell wie möglich fahren. Einfach nur heil runterkommen, ist für mich keine Option."
Mäder, dessen Rennanzug an beiden Beinen und Armen ghanaische Flaggen zierten, fuhr also aggressiv, war aber nicht lange dabei. Schon im ersten Sektor unterlief ihm ein Fahrfehler und er schied aus. Trotzdem sagte er: "Ich fliege lieber raus, als hinterher denken zu müssen: 'Ich habe nicht alles getan, um schnell zu sein. Sicherlich habe ich gehofft, ins Ziel zu kommen, aber es ist, wie es ist."
Carlos Mäder wurde vor 43 Jahren als Koyo Benya Brown in Cape Coast im Süden Ghanas geboren. Noch als kleines Kind gab seine Mutter ihn zur Adoption frei. "Sie war allein und konnte mich nicht ernähren", schreibt Mäder auf seiner Website. Er fand eine neue Familie, in der Schweiz, wo er in der Nähe eines kleinen Skigebiets auf der Mörlialp aufwuchs. Deshalb, sagt er, "konnte ich wahrscheinlich schon Ski fahren, bevor ich überhaupt laufen konnte".
Eigentlich wollte Mäder Fußballer werden. Er hatte auch Talent und spielte im Nachwuchs des Schweizer Erstligisten FC Luzern. Nachdem sich seine Fußballträume zerschlagen hatten, fuhr er Snowboard und blieb lange Zeit dabei. Doch vor etwa sechs Jahren drängten ihn seine Freunde, ernsthaft mit dem Skifahren anzufangen und in Wettbewerben anzutreten.