
Carl Blechen: Zur Lichtmalerei auserwählt
Frankfurter Rundschau
Max Liebermann gehörte zu seinen großen Bewunderern: Am Wannsee wird das Werk des romantischen Lichtmalers Carl Blechen ausgebreitet.
Das Einfachste ist und daher Schwerste“ sei dem Maler-Kollegen gelungen, sagte der Berliner Max Liebermann über die Kunst, vor allem die Italien-Bilder des Cottbusers Carl Blechen (1798-1840). Man möchte meinen, Brecht, habe das gelesen und aufgesogen wie so Vieles für sein episches Theater und sogar einen Song darauf gemacht.
Das Einfachste und daher Schwerste geht natürlich zurück auf die alten antiken Philosophen und deren Geist fand Blechen unschwer ausgedrückt in der Landschaft im Licht. Licht, das einen so preußischen Impressionisten wie Liebermann faszinierte und für den naturgetreu-sachlichen Realisten Blechen daher ein Vor- Impressionist war, neben Caspar David Friedrich der bedeutendste deutsche Landschaftsmaler des frühen 19. Jahrhunderts. Blechen – das sind, wie es jetzt in der Berliner Liebermann-Villa faszinierend deutlich wird, mit atmosphärische Motive, Lichtinszenierungen und leuchtende Farben. Kein Maler jener Zeit hat sich nach einem Italien-Trip die Unmittelbarkeit des Natureindrucks derart frisch bewahrt – ebenso die des Vorfrühlings auf einem sanften Lausitz-Hügel nahe Blechens Heimatstadt Cottbus. Seine unkonventionelle Farbwahl, die breite Pinselführung, die frühe Freilichtmalerei indes fand seinerzeit wenig Anklang bei der akademisch bornierten Kunstkritik.
Liebermann, 1920 zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste berufen, zeigte Blechens Bilder im Jahr darauf in seiner ersten Ausstellungen im Amt. Da war Carl Blechen schon 80 Jahre tot, gestorben in Schwermut in einer „in alle ihren Zusammenhängen zerbrechenden Welt“. Blechen, der glühende Verehrer der „Entdeckung der Natur“, litt unter dem entfremdeten Verhältnis von Mensch und Natur wegen der wachsenden Städte in der frühen Industrialisierung.