Bundestagspräsidentin Bas in Jerusalem: "Wir dürfen nie vergessen!"
DW
Die zweithöchste Repräsentantin der Bundesrepublik absolviert ihren Antrittsbesuch in Israel. Am Holocaust-Gedenktag wird sie an einer Zeremonie in der Knesset teilnehmen.
"Wir dürfen nicht vergessen. Deutsche haben sechs Millionen Leben ausgelöscht. In tiefer Trauer und Scham denke ich an die Toten", schrieb Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in das Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Aus Deutschlands historischer Schuld erwachse eine besondere Verpflichtung auch für Israels Sicherheit. Sie empfinde tiefe Scham, "weil Deutsche, unsere Vorfahren, eiskalt die Vernichtung geplant haben und brutal umgesetzt".
Bas nimmt als Ehrengast ihres israelischen Amtskollegen, Knesset-Sprecher Mickey Levy, an den diesjährigen Gedenkfeiern zum Yom HaShoah in Jerusalem teil, die am Abend beginnen. Beim Gang durch die Foto- und Kunstausstellung von Yad Vashem sagte Bas, es bleibe die Frage, wie das geschehen konnte und warum nur so wenige den Opfern geholfen hätten. Da es bald keine Zeitzeugen der Schoah mehr geben werde, sei es wichtig, auch in Deutschland die Erinnerung wachzuhalten. Damit verbunden sei die Verpflichtung, "den Staat Israel und seine Bewohner zu schützen", so die Bundestagspräsidentin.
"Wehret den Anfängen"
Angesichts des wieder zunehmenden Antisemitismus in Deutschland gelte es, den Anfängen zu wehren. "Wir erleben bedauerlicherweise einen Antisemitismus auch in unserem Land, wo man nur sagen kann und muss, wehret den Anfängen", sagte Bas in Jerusalem. Wenn sie höre, dass viele junge Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst vor einem Holocaust hätten, "dann sind das Alarmzeichen, die uns sehr, sehr wachsam machen müssen, und wo wir auch mit allen Mitteln, die wir als Rechtsstaat haben, entgegenlenken müssen".
Bei dem Besuch überreichte der Yad-Vashem-Vorstandsvorsitzende Dani Dayan ihr eine Forschungsarbeit über die aus ihrer Heimatstadt Duisburg stammende Jüdin Irma Nathan. Diese war 1942 von den Deutschen ermordet worden.