Bundesregierung wollte bei Atomschlag in Zügen Schutz suchen
n-tv
Im Ahrtal südlich vom alten Regierungssitz Bonn unterhielt die Bundesregierung lange einen Bunker als Zufluchtsort für den Kriegsfall. Seit Anfang der 60er Jahre war allerdings klar, dass dieser einem Atomwaffenangriff nicht standhalten würde. Als Alternative erwog Willy Brandt ein "Beweglichmachen" der Regierung in Zügen.
Die Bundesregierung hat vor einem halben Jahrhundert für den Kriegsfall auch einen Rückzug in Züge auf Gleisen statt in ihren Bunker im Ahrtal erwogen. Hintergrund war die Angst vor einem Blackout der Elektronik im Regierungsbunker. Das geht aus Akten der Bundesregierung im Bundesarchiv hervor. Demnach gab 1971 der damalige Kanzler Willy Brandt eine Untersuchung mit dem Namen "Gewitter" in Auftrag, in der es um "Neuerkenntnisse der Auswirkungen des bei Kernwaffenexplosionen auftretenden elektromagnetischen Impulses (EMP) ging."
Jörg Diester, Autor mehrerer Bücher über den inzwischen aufgegebenen und teilweise in ein Museum verwandelten Regierungsbunker, erläutert, "Gewitter" habe für einen Wendepunkt in der Verteidigungsstrategie Deutschlands gestanden. In der Ära Brandt sei eine deutliche Distanzierung zum Regierungsbunker zu beobachten gewesen. "Nie wieder gewann die Anlage die Bedeutung, die ihr ursprünglich zugedacht war."
Das Bundesinnenministerium schrieb 1971 in einem Entwurf zu "Gewitter", der Bau "einer neuen Befehlsstelle" statt des Ahr-Bunkers südlich von Bonn sei anzustreben. Bis dahin sollte es Zwischenlösungen geben: "Beweglichmachen der BReg (Bundesregierung) in vier Zügen und Ausbau der geschützten Teile der Kasernenanlage Kusel als zusätzliche feste Unterkunft der beweglich gemachten BReg." Daraufhin in Auftrag gegebene Studien hielten indessen eine Flucht in Züge und in die damalige Kaserne Kusel im südwestlichen Rheinland-Pfalz für nicht praktikabel.