Bundesregierung hoffte laut Johnson zeitweise auf schnelle ukrainische Niederlage
Die Welt
Wenn es denn zum Krieg käme, solle er wenigstens schnell vorbei sein – das war laut dem britischen Ex-Premier Boris Johnson vor Russlands Invasion die Position Berlins. Und: Kiew droht der „schlimmste Winter seit dem Zweiten Weltkrieg“, warnt Bürgermeister Vitali Klitschko. Mehr im Liveticker.
Der frühere britische Premierminister Boris Johnson wirft der Bundesregierung vor, im Vorfeld des russischen Angriffskrieges auf ein schnelles Ende einer potenziellen Auseinandersetzung gehofft zu haben – zu Ungunsten der Ukraine. „Die deutsche Sicht war zeitweise, dass, wenn es denn zum Krieg käme – was desaströs wäre –, er am besten schnell vorbei sein sollte, und die Ukraine zusammenbricht“, sagte Johnson in einem Interview mit „CNN Portugal“. Deutschland habe „alle möglichen wirtschaftlichen Gründe“ für diese Sicht angeführt. „Ich konnte das nicht unterstützen; ich fand, dass das eine desaströse Sicht der Dinge war“, so Johnson weiter. „Trotzdem verstehe ich, warum sie so gedacht haben.“
Auch andere europäische Nationen seien allerdings von Russlands Invasion auf dem falschen Fuß erwischt worden. „Diese Sache war ein riesiger Schock“, sagte Johnson. „Wir konnten sehen, wie die taktischen Bataillone der Russen sich an der Grenze sammelten, aber die einzelnen (europäischen) Staaten hatten darauf sehr unterschiedliche Perspektiven.“ So hätte Frankreich den Ernst der Lage „bis zum letzten Moment nicht sehen wollen“. Italien währenddessen habe gar nicht so anders als Deutschland reagiert und zu verstehen gegeben, man „könne unsere Positionierung in dieser Sache nicht unterstützen“, weil man „massiv“ von russischer Energie abhängig sei.