Bundespräsidentenwahl: Frank-Walter Steinmeiers Gegenkandidaten
Frankfurter Rundschau
Am 13. Februar steht die Bundespräsidentenwahl in Deutschland an. Frank-Walter Steinmeier bekommt Konkurrenz von Linke und AfD.
Berlin – Fast ein Dreivierteljahr vor der Wahl kündigte Frank-Walter Steinmeier bereits an: „Ich möchte mich für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident zur Wahl stellen“. Monate später trudelte nach und nach die Unterstützung der meisten Parteien im Bundestag ein. SPD, Grüne, FDP und die Union unterstützen Frank-Walter Steinmeier (SPD) für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident. Dass sich die SPD hinter ihren eigenen Mann stellt, ist nicht weiter verwunderlich, hat er sich doch in den vergangenen fünf Jahren keine großen Patzer geleistet und genießt Umfragen zufolge Beliebtheit in der Bevölkerung. FDP und Grüne zogen nach, so wie schließlich auch die CDU und CSU.
Auch wenn die Wiederwahl Steinmeiers als sicher gilt, wollen Linke und AfD dem Sozialdemokraten bei der Bundespräsidentenwahl nicht kampflos das Feld überlassen und stellen eigene Kandidaten auf. Die Linke geht mit dem Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert ins Rennen. Die AfD hat den CDU-Mann Max Otte nominiert.
Gerhard Trabert tritt als parteiloser Kandidat für die Linke bei der Bundespräsidentenwahl an. Bereits bei der Bundestagswahl 2021 hatte die Linke ihn im Wahlkreis Mainz ins Rennen geschickt. Damals landete er jedoch mit 12,4 Prozent der Erststimmen lediglich auf dem vierten Platz. „Meine Kandidatur richtet sich nicht gegen jemanden, sondern für etwas: Ich möchte die Kandidatur nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen, und um als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden“, schreibt Trabert auf seiner Homepage zu seiner Kandidatur.
„Armut macht krank und Krankheit macht arm“ – auf diesen Teufelskreis aufmerksam zu machen, darum bemüht sich der Diplom-Sozialpädagoge und promovierte Arzt Trabert laut eigenen Angaben seit Jahrzehnten. 1994 initiierte er das „Mainzer Modell“, eine niedrigschwellige medizinische Versorgungseinrichtung von wohnungslosen Menschen (Arztmobil). Auch eine Poliklinik für nicht krankenversicherte Menschen rief er 2013 in Mainz ins Leben. Trabert reist zudem immer wieder ins Ausland, um in Katastrophengebieten zu arbeiten. Darunter ist etwa eine Hospitation in einem Lepra-Krankenhaus in Indien und Hilfe nach dem Erdbeben auf Haiti 2010.
Erst im Oktober 2021 half er im Geflüchtetenlager auf Lesbos und zeigte sich im FR-Interview erschüttert über die dortigen Zustände. Gerhard Trabert ist aufgrund seines Engagements auch als „Armenarzt“ oder „Obdachlosenarzt“ über die Grenzen von Mainz hinaus bekannt. Für seine Arbeit erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter 2004 das Bundesverdienstkreuz. Trabert hat außerdem eine Professur für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie an der Hochschule RheinMain, für die er 2019 zum „Hochschullehrer des Jahres“ gewählt wurde.