Bruder schreibt Buch über ein Opfer des Anschlags von Hanau
n-tv
In Kürze jährt sich das rassistische Attentat von Hanau zum vierten Mal. In einem Buch schildert Çetin Gültekin das Leben und Sterben seines Bruders Gökhan, der zu den Opfern gehörte. Ein weiteres Buch zum selben Thema wird in Kürze erscheinen.
Hanau (dpa/lhe) - Rund vier Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau hat einer der Hinterbliebenen ein Buch über seinen getöteten Bruder veröffentlicht. In dem Buch "Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland" berichtet Çetin Gültekin über das Leben seines Bruders Gökhan und den Anschlag. Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Eines der Opfer war Gökhan Gültekin. Nach dem Attentat tötete der 43-Jährige seine Mutter und sich selbst.
In dem Buch schildert Çetin Gültekin, wie er und sein Bruder als Kinder aus der Türkei eingewanderter Kurden in Hanau aufwuchsen und lebten. Einen breiten Raum nimmt der Anschlag selbst ein, das Entsetzen, die Trauer und der Kampf um die nach seiner Ansicht unzureichende Aufklärung der Tat. "Wären in Hanau neun Bäume gefällt oder neun Pandas getötet worden, die Politiker hätten alles dafür getan, dass die Sache aufgeklärt wird", kritisiert Gültekin. "Und vielleicht hätten auch manche Menschen mehr Anteilnahme und Interesse gezeigt."
Von immer wiederkehrenden rassistischen Drohungen wolle er sich nicht einschüchtern lassen, schreibt Gültekin weiter: "Was kann es Schlimmeres geben, als dass mein Bruder tot ist? Wovor soll ich mich noch fürchten?"