Brokstedt-Messerangriff weder vergessen noch verarbeitet
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Ein Jahr ist es her, seit ein Mann in einem Regionalexpress in Brokstedt zwei Menschen bei einem Messerangriff tötete und weitere schwer verletzte. Juristisch ist die Tat noch nicht zu Ende aufgearbeitet. Vergessen ist sie schon gar nicht - zum Jahrestag gibt es eine Gedenkfeier.
Die grausigen Szenen aus dem Regionalexpress werden vor dem Landgericht Itzehoe wieder und wieder durchgegangen. Dutzende Zeugen, Fahrgäste, Polizisten und Rettungskräfte schildern jeweils aus ihrer Sicht, wie ein Mann zwei Fahrgäste ersticht und vier weitere schwer verletzt, bis er endlich entwaffnet und überwältigt werden kann.
Seit vergangenem Juli haben bereits mehr als 60 Beteiligte in dem Mordprozess ausgesagt - doch die juristische Aufarbeitung der Tat von Brokstedt am 25. Januar 2023 ist noch lange nicht abgeschlossen. Damit das Grauen nicht in Vergessenheit gerät, gibt es für Angehörige und Betroffene, Freunde, Zeugen und Mitfühlende in der kleinen schleswig-holsteinischen Gemeinde am Jahrestag der Tat eine Gedenkfeier.
Es besteht kein Zweifel daran, dass Ibrahim A. die Bluttat begangen hat, die für die Opfer unvermittelt erfolgte. Der 34 Jahre alte Palästinenser bestreitet den tödlichen Angriff im Zug inzwischen nicht mehr. Zum Prozessauftakt hatte er das noch getan. Verteidiger Björn Seelbach wies immer wieder auf eine psychische Erkrankung seines Mandanten hin und verlangt bis heute dessen Unterbringung in einer Psychiatrie anstelle der Untersuchungshaft. Ein psychiatrischer Gutachter, der die Verhandlung begleitet, soll kurz vor Ende des Verfahrens, voraussichtlich im Frühjahr, seine Stellungnahme abgeben. Die Staatsanwaltschaft hält den Mann für voll schuldfähig und wirft ihm Mord vor. Er habe aus Frustration über einen für ihn erfolglosen Termin bei der Kieler Ausländerbehörde gehandelt.
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.