Brasilien, Agrobusiness und der Krieg in der Ukraine
DW
Brasiliens Präsident Bolsonaro nutzt den Ukraine-Krieg, um den Rohstoffabbau in Indigenen-Gebieten zu erlauben. Das sei nötig, um den Mangel an Düngemitteln zu mindern. Experten widerlegen das mit offiziellen Daten.
Wenn es nach Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro geht, soll der brasilianische Kongress im Eilverfahren ein Gesetz durchwinken, das Bergbau in "Indigenen-Gebieten" (Ptg: Terras Indígenas) vereinfacht. Die Vergabe von Lizenzen zum Abbau von Rohstoffen soll drastisch vereinfacht werden. Bisher bedarf jede Genehmigung dafür eines eigenen Beschlusses vom Kongress.
"Bergbau in ausgewiesenen Indigenen-Gebieten stand schon im Wahlkampf auf dem Programm von Präsident Bolsonaro", erinnert Ricardo Barros, Anführer der Regierungsparteien im Abgeordnetenhaus. Barros brachte das Eilverfahren zur Verabschiedung des Gesetzesentwurfes im Unterhaus des Kongresses auf den Weg.
Als Begründung für das jetzt eingeleitete Eilverfahren gab Bolsonaro den Krieg in der Ukraine an. Russland und das verbündete Belarus gehören nämlich zu den größten Exporteuren von Pottasche und anderen Kaliverbindungen, die wiederum zu den wichtigsten Komponenten für Düngemittel gehören.
Russsland stellte Anfang März den Export von Pottasche ein. Seit Mitte vergangenen Jahres haben sich die Weltmarktpreise von Kaliprodukten verdoppelt. Brasilien ist der weltgrößte Importeur von Düngemitteln und seine größten Lieferanten sind ausgerechnet Russland und Belarus.
Die Kalium-Knappheit ist also kein Hirngespinst des brasilianischen Präsidenten, und sie könnte im Extremfall nicht nur die Gewinne, sondern auch die Produktivität der brasilianischen Landwirtschaft einschränken. Die könnte nicht nur die Ernährungssicherheit der Brasilianer gefährden, sondern weltweite Auswirkungen haben, denn das Land gehört zu den größten Lebensmittelproduzenten der Erde.